zurück 
01.02.2025

Gast-Kommentar von Horst Becker zur Bundestagsdebatte "Asylbegrenzung" und dem inflationärer Gebrauch des Begriffs "Nazi"

Wenn Worte ihre Bedeutung verlieren...  Die Bundestagsdebatte zur Asylbegrenzung am 31. Januar hat erneut gezeigt, wie schnell politische Diskussionen in eine überhitzte und unsachliche Rhetorik abgleiten. Dabei muss

man sich doch sehr verwundert die Augen reiben, mit welcher Leichtigkeit und in beinahe inflationärer Weise der Begriff „Nazi“ in den Raum geworfen wird. Wer sich für eine Reform der Zuwanderungspolitik ausspricht, wird nicht selten pauschal in die rechtsextreme Ecke gedrängt, anstatt dass eine ernsthafte inhaltliche Auseinandersetzung stattfindet.
Dabei hatte der Begriff „Nazi“ ursprünglich eine klar definierte, historisch beispiellose Bedeutung: Er stand für die Anhänger und Ideologen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), die zwischen 1933 und 1945 eine totalitäre Diktatur errichtete, einen Weltkrieg entfesselte und die systematische Vernichtung von Millionen Menschen verantwortete. Diese Verbrechen sind einzigartig in der Geschichte – und der Begriff sollte mit Bedacht verwendet werden.
Doch immer mehr geht dieser sorgsame Umgang mit Sprache verloren. Statt Argumente auszutauschen, wird in politischen Debatten heute oft reflexhaft mit dem „Nazi“-Vorwurf gearbeitet, um Andersdenkende zu diffamieren. Ein besonders drastisches Beispiel dafür lieferte die jüngste Bundestagsdebatte zur Asylbegrenzung. Hier wurde nicht nur der Begriff „Nazi“ leichtfertig verwendet, sondern es fiel sogar die absurde Formulierung, es sei „ein Tor zur Hölle“ aufgestoßen worden. Solche Aussagen sind nicht nur eine groteske Verzerrung der Realität, sondern auch eine bewusste Emotionalisierung, die eine sachliche Debatte unmöglich macht.
Wer seinen politischen Gegner nicht mit Argumenten konfrontiert, sondern ihn mit der „Nazi-Keule“ mundtot zu machen versucht oder gar mit der Hölle gleichsetzt, verabschiedet sich von der sachlichen Auseinandersetzung und vergiftet die politische Kultur. Der übermäßige Gebrauch solcher Begriffe degradiert den Diskurs auf ein reines Spektakel moralischer Empörung, in dem es nicht mehr um Lösungen geht, sondern nur noch darum, den politischen Gegner zu diskreditieren.
Der Nationalsozialismus war eine einzigartige historische Katastrophe, und seine Begriffe sollten nicht als rhetorische Schlagworte im politischen Tagesgeschäft missbraucht werden. Wer wirklich gegen extremistische Strömungen kämpfen will, muss differenzieren und sich einer ehrlichen Debatte stellen.
Und schließlich: Wer hat in dieser Debatte für eine dringend notwendige Asylreform gestimmt und wer war dagegen? Das sollte sich jeder für die kommende Wahl gut merken.

Horst Becker