23.11.2024
Eifeljahrbuch 2025 erschienen
Düren (red/boß) Das neue Eifeljahrbuch 2025 ist kürzlich erschienen. Seit 1926 nimmt der Eifelverein seine Leser vor Winterbeginn mit auf eine literarische Reise kreuz und quer durch die Eifel. Auf 216 Seiten
haben 25 Autoren ihre Beiträge über Natur, Kultur, Geschichte und das Wandern zu Papier gebracht. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit, wo Nachrichten im Sekundentakt aktuell zugänglich sind, bedeutet das Eifeljahrbuch Entschleunigung und Innehalten. Es kann Heimat sein, denn es bringt Artikel aus allen Regionen der Eifel, unabhängig von Verwaltungs- und Kreisgrenzen. Es lenkt den Blick in die Vergangenheit und schaut in die Zukunft. Die Autoren und Autorinnen nehmen sich Zeit, den Themen auf den Grund zu gehen, und manches, was in Vergessenheit zu geraten droht, wird in Erinnerung gerufen. So ist das Eifeljahrbuch ein Kaleidoskop unserer Heimat, manchmal mit Augenzwinkern und manchmal ganz ernst gemeint. So ist das Eifeljahrbuch auch heute noch ein getreuer Chronist der Eifel.
StädteRegion Aachen An mutige Journalisten in den dreißiger Jahren in der deutsch-belgischen Grenzregion erinnert Hans-Dieter Arntz. Anhand der traditionsreichen Zeitung des „Grenz-Echos“ und am Beispiel ihrer Redakteure Henri Michels, Dr. Otto Eugen Mayer und Kurt Grünebaum zeigt er auf, welchen Preis diese drei Persönlichkeiten bereit waren zu zahlen, für ihre kritische Haltung gegenüber Nationalsozialismus und Militarismus. Gabriele Goslich befasst sich in ihrem Beitrag ebenfalls mit der Zeit des Nationalsozialismus in der alten Kupferstadt Stolberg. Sie nähert sich ihrem Thema auf belletristische Weise unter dem „Codenamen Habichtshof“.
Landkreis Ahrweiler Gleich drei Beiträge befassen sich kritisch-analytisch mit der Situation an der Ahr drei Jahre nach der Flutkatastrophe vom Sommer 2021. Wiederaufbau, Hochwasserschutz und „Gewässerwiederherstellung“ beleuchten die Autoren Wolfgang Büchs, Jürgen Haffke, Winfried Sander und Andreas Schmickler. Anhand der konkreten Situation an einem Ort (Dümpelfeld-Insul) bzw. mit Blick auf die Gesamtsituation an der Ahr wird deutlich, was erreicht wurde, was noch zu tun bleibt, und wo Entwicklungen durchaus kritisch zu hinterfragen sind. Die Ahr war und ist untrennbar mit dem Tourismus verbunden. Horst Schönewald erinnert an das Hotel Goldener Anker in Bad Neuenahr, das viele Jahre lang das beste Haus am Platz war und eng verbunden mit der Entwicklung des „Fremdenverkehrs“ in der Region. 2020 musste Familie Giffels ihr Haus endgültig schließen.
Landkreis Bitburg-Prüm Prüm und sein Kloster gehören untrennbar zusammen. Der Autor Andreas Britz spürt der mittelalterlichen Geschichte der Reichsabtei nach, als Prüm als das Hauskloster der Karolinger einer der Brennpunkte der frühen europäischen Geschichte des 8. und 9. Jahrhunderts gewesen ist. Karin Trieschnigg begleitet die Geschwister Büsch, die im 19. Jahrhundert Fleringen in Richtung Neue Welt verließen, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. In bewegenden Briefen an die Verwandten in der Eifler Heimat schilderten sie die Bemühungen, in der Fremde heimisch zu werden und was sie auch nach vielen Jahren mit der alten Heimat verband. Es sind die berührenden Fotos, die diese Auswanderungsgeschichte lebendig werden lassen.
Kreis Cochem-Zell „Unter Kurhut und Königskrone“ André Uzulis sind am Wappen des letzten Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus am renovierten Schlösschen in Bad Bertrich einige markante Schönheitsfehler aufgefallen. Markus Philipps interessiert an die Anfänge historischer Kraftpostverbindungen zwischen Mittelmosel und der Eifel zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Für die Menschen in den Eifler Dörfern und kleinen Landgemeinden waren die Omnibusse der Deutschen Reichspost oftmals die einzige Möglichkeit, die größeren Städte an der Mosel wie Cochem, Koblenz oder Trier zu erreichen.
Kreis Düren „geSCHICHTEN“ aus dem Rheinischen Revier stellt Kerstin Schierhold und ihr Autorenteam vor. Sie gehören zu einem Projekt des LVR, das in einer Art Querschnittsfunktion die verschiedenen LVR Fachbereiche zusammenführt und bündelt. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem Umgang der Menschen mit den großen Veränderungen und Umbrüchen im Revier, denn der Ausstieg aus der Kohlegewinnung beeinflusst die Region auf vielfältige Weise. Das Projektteam hat verschiedene Beteiligungsformate entwickelt und sammelt so – im Blog, in der „geSCHICHTEN-Werkstatt – Geschichten aus der Region. Ziel ist eine Vernetzung der Akteure und eine Sichtbarmachung des Wandels im Rheinischen Revier. Aspekte der Industrialisierungsgeschichte Eschweilers bringt Horst Schmidt zur Kenntnis. Auch er thematisiert den Strukturwandel in der Region hin von Eisen und Stahl zu einer modernen Dienstleistungsgesellschaft. Wenige alte Industrieunternehmen, z.B. die „Albert Hoffmann GmbH“ konnten sich bis heute behaupten.
Kreis Euskirchen Mit einem echten Glanzlicht kann der Beitrag Gerd J. Nettersheims aufwarten – dem erstmals vollständigem Abdruck einer Zeichnung des wallonischen Malers Reinier Roidkins von Schloss und Burg Blankenheim. Nettersheim begibt sich auf die Spur des französischen Besatzungsregimes in der Revolutionszeit im 18. Jahrhundert. Quellennah und lebendig schildert er, wie auch in der Eifel das morsche Feudalsystem des Ancien Régimenach dem Einmarsch französischer Revolutionstruppen zusammenbrach. Kurioses rund um ein Denkmal Kaiser Wilhelm II. an der Kakushöhle weiß Heike Pütz zu berichten. Aufgestellt wurde die Büste 1907 auf Initiative der Ortsgruppe Feytal in Erinnerung an einen Besuch des Kaisers in der Eifel. Doch warum fehlt dem Kaiser heute der Kopf? Doch auch ohne denselbigen steht der Torso heute unter Denkmalschutz und vor dem Kiosk an besagter Höhle in der Nordeifel. An die Flutkatastrophe des Jahres 1818 in Bad Münstereifel erinnert Hans-Dieter Graf. Schon seinerzeit gab es ein mehr oder weniger gut funktionierendes Katastrophenmanagement, denn die Erft hatte sich auch schon früher gegen ihre Begrenzung gewehrt und war 1416, 1780, 1784 und 1808 aus ihrem Bett gestiegen. Ein Gedenkstein an die Katastrophe von 1818 wurde nach der Flut von 2021 wieder neu errichtet.
Landkreis Mayen-Koblenz „Lernen aus Löchern“ – Bruno P. Kremer nimmt die Steinbruchseen in der Osteifel in den Blick und begibt sich auf Spurensuche in der heimischen Bergbau-Folgelandschaft. Es gibt gute Gründe, diese künstlich entstandenen Seen nicht zu verfüllen, denn aufgelassene Abgrabungen entwickeln sich in kurzer Zeit zu einem bemerkenswerten Lebensraum für Tiere und Pflanzen aller Art. Naturschutz in der Eifel hat viele Facetten.
Landkreis Vulkaneifel Schüler und Schülerinnen des Thomas-Morus-Gymnasiums in Daun haben ihre ganz persönlichen Geschichten über die Eifel aufgeschrieben.
Nordeifel „Ist das Kunst oder kann das weg“ – Mit einem Augenzwinkern stellt Jan Blatzheim diese Frage und begibt sich auf Spurensuche nach „Streetart“ in der Eifel. Dabei findet er Erstaunliches in Zülpich, Mechernich-Kommern oder in Nideggen. Und auch die Markierungspfosten des Eifelvereins werden auf einmal zu Trägern künstlerischen Gestaltungswillens.
Thema Vogelschutz „Der Eifelverein und die Anfänge des Vogelschutzes im Kaiserreich“ – Wolfgang Schmid hat nicht nur wunderschöne Abbildungen von Blau- und Haubenmeisen, dem Grauen Fischreiher und Krick- und Stockente gefunden. Er erinnert auch daran, dass der Bund für Vogelschutz 1899 von einer Frau gegründet wurde, Lina Hähnel, Gattin eines Reichstagsabgeordnetem. Die Gründung war eine Erfolgsgeschichte, denn aus ihm ging später der NABU hervor. Schmid kann aufzeigen, dass das Thema Natur- und Vogelschutz im Eifelvereinsblatt seit 1900 eine wichtige Rolle spielte. Und es gelingt ihm, den Bogen zu spannen bis zur Diskussion um Windräder und Freiflächenphotovoltaik unserer Tage.
Das farbige Eifeljahrbuch 2025 kostet 18,50 Euro und ist über die Hauptgeschäftsstelle Eifelverein, Stürtzstr. 2-6, 52349 Düren, Tel. 02421/13121, Fax. 02421/13764, E-Mail: info@eifelverein.de und im Buchhandel unter ISBN 978-3-944620-45-9 erhältlich.
Dr. Petra Holz
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