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11.11.2025

Herbstliche Romantik zwischen Wasser und Zeit am Schloss Eicks

Mechernich (pp/boß) Wer an einem stillen Novembernachmittag das Wasserschloss Eicks bei Mechernich besucht, versteht, warum es Orte gibt, die mehr erzählen als jede Chronik. Vor dem Torbogen, der über den Wassergraben

in die Vorburg führt, steht der heilige Nepomuk - wie ein Wächter über alles, was kommt und geht.
Gerade jetzt im Herbst ist es dort so stimmungsvoll, am Wassergraben zu stehen. Rein ins Schloss, das im Volksmund noch immer „die Burg“ genannt wird, darf man hingegen nicht. Rings um das Gemäuer und entlang des Rotbachs herrscht zur Zeit das, was Leute, die schonmal die amerikanische Ostküste zu dieser Zeit bereist haben, den „Indian Summer der Eifel“ nennen. Das Laub der Bäume hat sich verfärbt und leuchtet in allen erdenklichen Gelb-, Braun- und Rottönen.
Die Pracht der Wälder, das Bruchsteinmauerwerk von Vorburg und Remisen und der Putz des barocken Schlosstraktes gehen eine farbliche Symbiose ein, die sich im Wassergraben spiegelt. Das Licht ist weich, das Wasser still, die Atmosphäre keineswegs die eines Museums, alles wirkt auch im Vergehen des Herbstes so lebendig, als atme Schloss Eicks in dieser Landschaft.

Die ältesten Steine wurden im 12. Jahrhundert an dieser Stelle zu einer befestigten Anlage zusammengefügt, die mehrfach zerstört und wieder aufgebaut wurde, und bildeten so ein Fundament aus Wehrhaftigkeit und Überlebenswillen. Ihr heutiges Gesicht erhielt die Burg im späten 17. Jahrhundert, als der Wehrcharakter dem barocken Repräsentationswillen der Besitzer wich. Dreiflügelig, von Wassergräben umgeben und mit einem separaten Herrenhaus, zählte Eicks zu den bedeutenden rheinischen Adelssitzen jener Zeit.
Auch heute befindet sich das Schloss in Privatbesitz. Das große Tor der Vorburg ist geöffnet, wenn die Eigentümer dort sind – sonst bleibt es geschlossen. Doch selbst von der Straße aus lässt sich die Anlage gut betrachten: ein stilles Ensemble aus Geschichte, Wasser und Stein, Architektur und Garten verkörpern Ordnung im Wandel.
Die Symmetrie des Schlosses verrät die Handschrift des Barock: klare Achsen, proportionierte Fassaden, Türme mit geschweiften Hauben. Besonders eindrucksvoll ist der Garten, dessen streng geometrische Wege und Buchsbaum-Einfassungen sich erhalten haben.
Im Herbst wird diese architektonische Strenge von der Natur aufgelockert. Das Laub zeichnet sanfte Linien, der Wind trägt Blätter über die Wasseroberfläche, und die Spiegelung der Türme im Graben scheint sich in Bewegung zu setzen. Ein Bild, das ein Maler der Romantik in Szene gesetzt haben könnte…

Manfred Lang/ProfiPress


Johannes Nepomuk, der Märtyrer aus Böhmen, Schutzpatron der Brücken und der Verschwiegenheit, steht überall, wo Wasserläufe überquert werden, auch hier, an der Brücke zum Schloss Eicks. „Panta rhei“, alles ist im Fluss, nichts bleibt wie es ist. So verbindet er die Gegenwart mit der Geschichte, und das Diesseits mit dem Jenseits. Wer an Nepomuk vorbeigeht, überquert auch eine symbolische Schwelle.