04.07.2025
VdK fordert wirksame Armutsbekämpfung in Rheinland-Pfalz
Mainz (red/boß) Deutliche Kritik an der Sozialpolitik der Landesregierung übt der Sozialverband VdK Rheinland-Pfalz. „Die bisherigen Anstrengungen zur Armutsbekämpfung reichen nicht aus“,
erklärt VdK-Landesverbandsvorsitzender Willi Jäger anlässlich der Veröffentlichung des 7. Armuts- und Reichtumsberichts. Die Armutsgefährdungsquote im Land liegt aktuell bei 17,1 Prozent und damit über dem Bundesdurchschnitt (16,6 %). Besonders besorgniserregend ist der Anstieg um 1,5 Prozentpunkte seit 2017. Regionale Unterschiede sind gravierend: Während in der Westpfalz fast jeder Fünfte von Armut bedroht ist (19,5 %), liegt die Quote in der Region Rheinhessen-Nahe bei lediglich 0,6 Prozent. Der VdK fordert daher gezielte, auf die jeweilige Region abgestimmte Unterstützungsmaßnahmen. Seit 2010 hat sich die Zahl der Sozialwohnungen im Land in etwa halbiert. Der Rückgang hat sich laut Bericht um 2,4 Prozent im letzten Jahr „verlangsamt” – der VdK moniert, dass nicht nur eine Stabilisierung Ziel sein kann. Er fordert stattdessen eine Trendwende und einen deutlichen Zuwachs beim sozialen Wohnungsbau. VdK-Vorsitzender Willi Jäger: „Der Bericht geht nur auf wenigen Seiten auf die soziale Wohnraumförderung ein, vermutlich weil Rheinland-Pfalz hier nicht besonders gut dasteht.” Ein besonderer Fokus muss auf strukturell benachteiligte Gruppen gelegt werden. In Rheinland-Pfalz sind fast 46 Prozent der Alleinerziehenden armutsgefährdet. Auch jüngere Menschen, ältere Frauen, erwerbsgeminderte Personen, Menschen mit Behinderung, Erwerbslose, Menschen mit geringer Qualifikation sowie Personen mit Migrationshintergrund sind überdurchschnittlich betroffen. Der VdK fordert daher gezielte, auf die jeweilige Personengruppe abgestimmte Unterstützungsmaßnahmen. Der VdK mahnt zudem verstärkte Investitionen in Bildung an: 2023 verfügten 19,5 Prozent der 25- bis 65-jährigen Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer über keinen beruflichen Abschluss – deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt (16,8 %) und ein Anstieg gegenüber 2017 (16,3 %).
Zudem kritisiert der VdK die hohen Quoten bei der Nichtinanspruchnahme von Sozialleistungen. Beim Wohngeld liegt diese laut Bericht bei rund 50 Prozent, beim Kinderzuschlag sogar bei bis zu 70 Prozent. „In unseren VdK-Beratungsstellen merken wir immer wieder, dass viele Menschen die Formulare nicht verstehen – der Bürokratiedschungel versperrt ihnen den Weg zu dringend benötigter Hilfe“, warnt Jäger. Der VdK fordert daher eine verständlichere Sprache und niedrigschwelligere Zugänge zu Unterstützungsleistungen.
Presse VdK |