zurück 
27.06.2025

Innovatives Projekt „HÄPPI“ stärkt die hausärztlichen Versorgung in Rheinland-Pfalz

Mainz/Irrel (red/boß) Mit dem Start des HÄPPI-Projekts - Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung interprofessionell - setzt Rheinland-Pfalz neue Maßstäbe in der hausärztlichen Versorgung.

Das innovative Versorgungsmodell geht für sechs Monate in ausgewählten Hausarztpraxen im ländlichen Raum von Rheinland-Pfalz - unter anderem auch in Irrel (Eifelkreis) - in die Erprobung.
Ziel ist es vor allem, die Praxen durch neue Teamstrukturen und den verstärkten Einsatz digitaler Instrumente zu entlasten und gut für die Zukunft aufzustellen.
„Um die Praxen zukunftsfest aufzustellen und Hausärztinnen und Hausärzte so gut wie möglich zu entlasten, setzen wir als Land an mehreren Ebenen an. Innerhalb des „Masterplan zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung in Rheinland-Pfalz“ haben wir mit unseren Partnerorganisationen ein Bündel verschiedener Maßnahmen geschnürt, wie beispielsweise die Landarztquote, die Landesförderung hausärztliche Versorgung und Vieles mehr. Ein weiterer Ansatz der Landesregierung ist die Weiterentwicklung und Stärkung von modernen Teampraxisstrukturen, in der neben Ärztinnen und Ärzten auch nichtärztliches Personal, wie etwa der so genannte „Physician Assistant“, wichtige Aufgaben übernimmt. Das Projekt HÄPPI passt hier sehr gut in unsere Vorstellung einer modernen medizinischen Versorgung und setzt neue Maßstäbe: Durch Delegation – also Verteilung von Aufgaben auf mehrere Schultern mit verschiedenen Professionen – und mit digitalen Helfern - können wir Freiräume bei den Hausärzten schaffen“, so Gesundheitsminister Clemens Hoch heute bei der Auftaktveranstaltung in Mainz.

Das Projekt des Hausärztinnen- und Hausärzteverband Rheinland-Pfalz (HÄV) wurde in enger Partnerschaft mit dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit und der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland abgestimmt. Es wird aus Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz und durch die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland mit insgesamt bis zu 280.000 Euro gefördert. Eine wissenschaftliche Begleitung durch das Zentrum für Allgemeinmedizin der Universität Mainz und der Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung der Universitätsklinik Heidelberg evaluiert die Ergebnisse und identifiziert Best-Practice-Ansätze für einen späteren Rollout.

Dr. Barbara Römer, Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Rheinland-Pfalz: "Durch die Arbeit im interprofessionellen Team können sich unsere Kolleginnen und Kollegen wieder stärker auf ihre ärztliche Kerntätigkeit konzentrieren. Zusätzlich ermöglichen wir unseren nicht-ärztlichen Teammitgliedern neue Wege der beruflichen Weiterqualifikation und sehen hierin eine Attraktivitätssteigerung für die Tätigkeit als MFA in einer Hausarztpraxis."

Das HÄPPI-Konzept basiert u.a. auf der systematischen Einbindung akademisierter, neuer Gesundheitsfachberufe wie Primary Care Manager (PCM), Physician Assistant (PA) oder akademisierter Pflegekräfte in einer strukturierten Patientenversorgung, über die bereits bestehende Option der Integration von Medizinischen Fachangestellten (MFA) mit Zusatzqualifikationen wie VERAH oder NäPa hinaus. Diese weiterführende interprofessionelle Zusammenarbeit ermöglicht neue Formen der Aufgabenverteilung und spürbare Entlastung für die Hausärztinnen und Hausärzte.

Ein weiterer zentraler Baustein von HÄPPI ist der verstärkte Einsatz digitaler Instrumente zur Verbesserung der Patientenversorgung und -kommunikation, denn Versorgungssicherung kann perspektivisch nur mithilfe eines optimalen Einsatzes digitaler Instrumente in den Arztpraxen gelingen. Im rheinland-pfälzischen HÄPPI-Projekt ist neben dem Einsatz von Videosprechstunde, Online-Terminierung oder Messengerdiensten ein Schwerpunkt auf den Einsatz KI-basierter Telefonassistenz gesetzt, mit dem Ziel der Entlastung von Praxisteams im Alltag, der Verbesserung der Erreichbarkeit von Hausarztpraxen sowie der Entlastung von routinemäßigen Verwaltungsaufgaben, um der Teampraxis neue Freiräume für die medizinische Patientenversorgung zu ermöglichen.

„Für die AOK ist die Initiative HÄPPI bedeutend, weil neue Lösungswege in der Versorgung durch die beteiligten Hausarztpraxen patientenorientiert erprobt werden. So profitieren die Menschen in den rheinland-pfälzischen Regionen von einem innovativen Betreuungskonzept im multiprofessionellen Team. Dies macht einen passgenauen Zugang zu Gesundheitsleistungen qualitätsgesichert unmittelbar erlebbar“, freut sich Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse.

Die Pilotphase des HÄPPI-Projekts beginnt mit ausgewählten Hausarztpraxen in verschiedenen Regionen von Rheinland-Pfalz. Die teilnehmenden Praxen werden sowohl fachlich als auch organisatorisch bei der Umsetzung des neuen Versorgungsmodells unterstützt. Neben Workshops zum Change-Management innerhalb der Praxisteams erhalten sie unter anderem einen kostenfreien, KI-basierten Telefonassistenten für den Projektzeitraum.

Hintergrund

Die sieben HÄPPI-Praxen finden sich in folgenden Regionen
•Irrel, Eifelkreis Bitburg-Prüm
•Kirchen, Landkreis Altenkirchen
•Hachenburg, Westerwaldkreis
•Simmern, Rhein-Hunsrück-Kreis
•Bad Ems, Rhein-Lahn-Kreis
•Mommenheim, Landkreis Mainz-Bingen
•Kirchheimbolanden, Donnersbergkreis

Bei den Teilnehmern handelt es sich überwiegend um inhabergeführte hausärztliche Einzelpraxen, aber auch Gemeinschaftspraxen und ein Medizinisches Versorgungszentrum. Die strukturelle Aufstellung der Hausarztpraxen bildet somit das gesamte Spektrum inhabergeführter hausärztlicher Versorgung ab. Alle Praxen liegen in ländlichen Gebieten.

In den sieben Praxen kommen verschiedene akademisierte Berufsbilder zum Einsatz:
•5 Praxen mit Primary Care Manager
•1 Praxis mit Physician Assistant und
•1 Praxis mit Gesundheit- und Pflegemanager.

Mehr Informationen zum HÄPPI-Konzept finden Sie hier:
https://www.haev.de/themen/haeppi 

Quelle Gesundheitsministerium