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13.05.2025

Hochwasserschutz: Bad Münstereifel ist Vorreiter bei kommunalen Frühwarnsystemen

Bad Münstereifel (red/boß) Als erste Kommune im Einzugsgebiet der Erft hat die Stadt Bad Münstereifel ein eigenes, flächendeckendes Hochwasserfrühwarnsystem installiert. Mit 13 modernen Messstellen an kleinen
Gewässern

sowie an der Erft ist Bad Münstereifel einer der Vorreiter in Sachen kommunaler Warnsysteme. Bislang gibt es im Stadtgebiet lediglich drei Pegel an der Erft sowie einen Pegel am Eschweiler Bach, die zu gleichen Teilen vom Erftverband und vom Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (LANUV) betrieben werden. Doch die Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 hat deutlich gezeigt, wie auch kleine Wasserläufe zu enormen Schäden beitragen können.
Die Sensoren des neuen Systems – batteriebetrieben, überflutungssicher und mit GPS-Tracking sowie Diebstahlsicherung ausgestattet – messen jede Minute Wasserstand und Temperatur. Die Daten fließen in eine durch Künstliche Intelligenz (KI) gestützte Softwareplattform ein, die mit Niederschlagsmengen, Radarbildinformationen des Deutschen Wetterdienstes, Wetterprognosen sowie historischen Messwerten kombiniert wird. Die Aktualisierung der Daten auf der Softwareplattform „Okeanos.VIVID“, auf die die Mitarbeiter der Stadtwerke Zugriff haben, erfolgt üblicherweise alle fünf Stunden. Tritt ein kritischer Pegelstand ein, setzt das System eine Alarmierung an die Mitarbeiter ab und verdichtet die Abstände der Datenübertragung bis hin zur minütlichen Aktualisierung. Die neu gewonnenen Daten an den Zuläufen der Erft verbessern nicht nur die Überwachung kleiner Gewässer, sondern helfen auch, die Entwicklung der Erft selbst deutlich genauer zu prognostizieren. Und nicht nur an der Erft: Zwei der überwachten Bäche fließen in die Ahr. Eine spätere Systemvernetzung mit dem Ahrtal ist theoretisch technisch möglich und würde den regionalen Hochwasserschutz weiter stärken.
Zusätzlich bietet das System die Möglichkeit, auf einer Karte an beliebigen Stellen virtuelle Orte anzulegen. Anhand aktueller Wetterdaten und historischer Werte kann die KI lokal berechnen, wie sich die Situation an diesem Ort voraussichtlich entwickeln wird.

Verlängerte Vorwarnzeit
Die engmaschige Überwachung der Gewässer lässt drohende Gefahren besser vorhersagen und verlängert somit die Reaktionszeit. Laut Okeanos verlängert das System die Vorwarnzeit bei Hochwasserereignissen um 30 Minuten bis zu mehreren Stunden. „Jede Minute zählt – gerade bei extremen Wetterereignissen“, betont Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian: „Mit dem neuen Frühwarnsystem können wir im Ernstfall früher reagieren, warnen, evakuieren und Eigentum schützen. Wir haben im Juli 2021 miterlebt, wie sich Situationen innerhalb kürzester Zeit verändern können. 30 Minuten können über Menschenleben entscheiden.“
Der Stadtrat hatte im September 2024 die Anschaffung des Systems beschlossen. Rund 27.000 Euro hat die Stadt in die Anschaffung und Einrichtung der Sensoren und Software investiert. Die jährlichen Betriebskosten liegen bei etwa 5.500 Euro. Fördermittel gibt es für das Projekt bislang nicht – die Finanzierung erfolgte vollständig aus Mitteln des städtischen Haushalts. Die Neuanschaffung bildet die Basis des Systems, das künftig weiter ausgebaut werden soll. Noch für dieses Jahr ist vorgesehen, weitere Sensoren zu installieren, die an verschiedenen Stellen die Bodenfeuchte messen. Bei der Prognose von Hochwasserereignissen ist die Aufnahmefähigkeit des Bodens ein wichtiger Faktor. Dadurch können die Auswirkungen von Regenereignissen noch besser eingeschätzt werden – sogar lange bevor ein Wasseranstieg messbar wird.

Teil eines umfassenden Hochwasserschutzkonzepts
Die Einführung von „Okeanos.VIVID“ ist Teil eines umfassenden Schutzkonzepts. Derzeit sind im Stadtgebiet von Bad Münstereifel 15 bauliche Maßnahmen in Vorbereitung. Dabei handelt es sich vor allem um Retentionsbecken, in denen große Wassermassen zurückgehalten werden können. Ein Großteil der geplanten Becken befindet sich im Bereich landwirtschaftlich genutzter Flächen. Diese können weiterhin bewirtschaftet werden, da sie nur überflutet werden, wenn sehr große Wassermengen anfallen. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen rechnet die Stadt mit einer Förderung von bis zu 20 Millionen Euro aus den Wiederaufbaumitteln. 
Dr.-Ing. Dietmar Jansen, Bereichsleiter „Gewässer“ des Erftverbands, bekräftigte, dass das neue Hochwasserfrühwarnsystem eine sinnvolle Maßnahme im Rahmen der „Interkommunalen Hochwasserschutzkooperation Erft“ sei. In dieser haben sich Bad Münstereifel und 16 weitere Anrainerkommunen der Erft sowie drei Kreise unter Federführung des Erftverbands zusammengeschlossen.

Presse Stadt Bad Münstereifel