13.01.2025
Archivbericht 30.10.24 - Die Ordensgemeinschaft der Vinzentiner zieht sich aus der Trägerschaft für das Vinzenz-von-Paul-Gymnasium zurück
Niederprüm (boß) Das waren noch Zeiten, als das Vinzenz-von-Paul-Gymnasium in Niederprüm (Eifelkreis) mit der DJK eine eigene Fußballmannschaft hatte und der Schule ein Internat angegliedert war. Eine christliche Erziehung
und eine familiäre Atmosphäre standen immer im Mittelpunkt des Bildungsauftrags. Auf dem benachbarten Sportplatz fanden in früheren Jahren packende Begegnungen statt, die teilweise als Schiedsrichter von dem „Mann an der Pforte“ Helmut Holstein gepfiffen wurden. So bekannte Vinzentiner wie Pater Norbert Tix und Pater Manfred Heinzen leiteten die Schule. Nun wandten sich besorgte Eltern mit der Hiobsbotschaft und einem Eltern-Brief der Kongregation an die Nachrichtenagentur INPUT-Medien, dass sich die Ordensgemeinschaft der Vinzentiner nach über 100 Jahren zurückziehe und die Trägerschaft der Schule aufgebe. Die spannende Frage lautet: Kann man für das Progymnasium bis Klasse 10 einen neuen Träger finden? Denn hier werden immerhin über 200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. „Mit Traurigkeit habe ich erfahren“, so Sascha Thielen aus Scheid, „dass meine alte Schule geschlossen wird. Wenn kein Träger gefunden wird – was passiert dann mit so einem großen Gebäude?“
Zu dem Rückzugsbeschluss erreichte uns der Elternbrief von Eugen Schindler CM, Provinzial und Erster Vorsitzender des Missionsverein der Vinzentiner e.V., mit folgendem Wortlaut: "Leider müssen wir Sie mit diesem Brief über weitreichende Veränderungen am Vinzenz-von-Paul-Gymnasium in Kenntnis setzen. Während unserer 10-tägigen Provinzversammlung in der ersten Oktoberhälfte haben sich alle Mitglieder der österreichisch-deutschen Vinzentinerprovinz mit den Zukunftsperspektiven unserer Gemeinschaft befasst und wichtige Beschlüsse getroffen. Einer dieser Beschlüsse ist, dass wir die Kommunität der Mitbrüder in Niederprüm völlig aufgeben und uns aus der Trägerschaft des Vinzenz-von-Paul-Gymnasiums vollständig zurückziehen. Was bedeutet dies nun ganz konkret? Nach ersten Gesprächen zwischen der Schulaufsichtsbehörde ADD, dem Landkreis und uns wird das Vinzenz-von-Paul-Gymnasium ab dem neuen Schuljahr 2025/26 nicht mehr bestehen. D. h. dass aufgrund unseres Rückzugs aus der Trägerschaft das Vinzenz-von-Paul-Gymnasium gemäß Privatschulgesetz § 12 zum Ende des Schuljahres 2024/2025 abgebaut wird. Bis dahin ändert sich für unsere Schülerinnen und Schüler nichts. Eine automatische Übernahme der Schüler an das Regino-Gymnasium bedeutet dies also nicht. Sie als Eltern entscheiden, ob Sie Ihr Kind dort anmelden oder an einer anderen Schule. Die freie Schulwahl unter den neuen Bedingungen wird nicht angetastet. Da das Regino-Gymnasium keine ausreichenden Klassenräume in der Modulschule zur Verfügung hat, ist zur Zeit noch offen, in welchen Räumlichkeiten die Schüler dann beschult werden. Es liegt in der Natur der Sache, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle Detailfragen abschließend geklärt werden können. Zu einem späteren Zeitpunkt, der so bald wie möglich bekannt gegeben wird, soll in einer Infoveranstaltung der ADD für alle Eltern auf bestehende Fragen eingegangen werden. Sowohl die ADD als auch die Kreisverwaltung und auch wir sind in einer engen Kooperation bemüht, den Übergang so problemlos wie möglich zu gestalten. Liebe Eltern, wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, weil uns all das, was an Argumenten für bzw. über die Schule aufgelistet wird, sehr bewusst ist und wir alles, was an hochqualitativer Arbeit zum Wohl unserer Schüler und Schülerinnen geleistet wird, mit hoher Dankbarkeit wertschätzen. Leider ist es uns aufgrund der Personal- und Altersstruktur unserer Provinz nicht mehr möglich, die Trägerschaft der Schule beizubehalten.Wir hoffen aber sehr, dass es für die nächsten Jahre auch ohne unsere Trägerschaft zumindest eine gute Übergangszeit für alle rund 230 Menschen in der Schulgemeinschaft des Vinzenz-von-Paul-Gymnasiums geben wird. Das liegt allerdings vor allem in der Verantwortung der ADD und des Landkreises. Eine Rücknahme oder Aussetzung unseres Beschlusses der Beendigung unserer Trägerschaft steht nicht zur Debatte. Ich hoffe, dass es in den nächsten Wochen gut gelingt, die Übergangssituation für alle Betroffenen gut zu gestalten und bin schon jetzt sehr dankbar für alles, was an Erfahrung und fachlicher Kompetenz dazu beigetragen wird."
Eine ehemalige Schülerin gegenüber input aktuell: „Die Drähte laufen schon heiß unter den Ehemaligen. Frühere Klassenkameradinnen und –kameraden haben dort ihre Kinder und drücken die Daumen für einen neuen Träger. Ich bin auch echt berührt von dieser traurigen Nachricht". So bekannte Musiker wie Sascha Eigner und Nicholas Müller von Jupiter Jones haben in Niederprüm die Schulbank gedrückt. Auch ADD-Präsident Thomas Linnertz war bis zur 10. Klasse am VvPG, bevor er zum Regino-Gymnasium nach Prüm wechselte. Ironie des Schicksals: Kaum war die Nachricht in der Öffentlichkeit verbreitet, da erreichte input aktuell ein Artikel des Gymnasiums unter der Überschrift: "Ein Crashkurs für das Leben - 1. "Zukunftstag" am Vinzenz-von-Paul-Gymnasium" von Schülerinnen und Schülern der Klasse 10 (Bericht folgt).
Heinz-Günter Boßmann
 (v.l.) Nicholas Müller und Sascha Eigner von Jupiter Jones im Jahr 2011 vor dem VvP-Gymnasium in Niederprüm
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