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14.04.2024

skulpturenweg david

Der Dreiländereck-David von Susanne Paucker steht an der Ourbrücke zwischen Stoubach (Gemeinde Burg Reuland) und Stupbach (Eifelkreis) auf der belgischen Seite. Der Name der beiden Dörfer erinnert daran,

dass diese Grenze nicht immer bestand. Das Gebiet war jahrhundertelang umstritten und die staatliche Herrschaft wechselte häufig. Die aktuelle Grenze basiert auf dem Versailler Friedensvertrag nach dem I. Weltkrieg und einer umstrittenen Volksabstimmung von 1920. Heute nach knapp einhundert Jahren bemerkt man die Grenze kaum noch.
Der Bezug des Kunstwerks auf die drei Länder Belgien, Deutschland und Luxemburg wird offensichtlich durch die drei Farben des Sandsteins. Die enge puzzleartige Verbindung erklärt sich durch die Europäische Union in der die drei Länder miteinander verbunden sind. Aber welche Verbindung besteht zu einem Kunstwerk, das vor über einem halben Jahrtausend in Florenz entstand? Michelangelo, der Künstler ist immerhin berühmt.
Eine Beziehung bringt die Künstlerin selbst ein. Sie lebt zeitweise bei Florenz und machte ihr Diplom an der Akademie der schönen Künste in Carrara. Dies ist der Ort mit den weltberühmten Marmorsteinbrüchen. Hier wurde auch der Block gebrochen, aus dem Michelangelo von 1501 bis 1504 seine Statue des David schlug. Die Künstler der Renaissance orientierten sich an der Menschendarstellung der Griechen und Römer in der Antike. Ursprünglich war Michelangelos Werk für den Dom bestimmt, doch der nackte Jüngling, den er schuf, kam für eine Kirche nicht mehr infrage.
Der biblische David wurde meistens nach seinem Sieg über Goliath dargestellt. Anders Michelangelo, er zeigt David vor dem Kampf. Lässig steht er da, die vorbereitete Steinschleuder über der Schulter. Nur die Halssehnen, die gerunzelte Stirn und der angespannte Gesichtsausdruck zeigen seine Bereitschaft zum Kampf. Wer ist der unsichtbare Gegner?
Die Florentiner hatten gerade zehn Jahre zuvor die Herrschaft der Familie Medici abgeschüttelt und eine Republik gegründet, die Selbstregierung der Bürger. Sie sahen in Michelangelos David den kampfbereiten Verteidiger der Republik und ein Symbol von Freiheit und Bürgerstolz. Deshalb wurde er vor dem Rathaus aufgestellt. Als die Familie Medici ein viertel Jahrhundert später die Herrschaft wieder eroberte war der David so sehr zu einem Symbol der Stadt Florenz geworden, dass sie ihn nicht antastete.


Foto Harald Deilmann: Der Dreiländereck-David an der Our in Stoubach

Susanne Paucker sieht den David „als Symbol von Freiheit, Stärke und ein Idealbild der Menschheit“. Ihre Skulptur kopiert Michelangelo nicht, sie zitiert und verfremdet das Vorbild. Auch sie verwendet regionales Gestein, nämlich Eifeler Sandstein. Der Dreiländereck-David „soll die Zusammengehörigkeit und den Zusammenhalt der Region … und ihrer Menschen verdeutlichen.“ Dazu gehört auch die Demokratie in unseren Ländern. Darauf sollten wir Bürger stolz sein.

Gastautor Harald Deilmann, Düsseldorf