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09.08.2023

Neugestaltung des Jüdischen Friedhofs in Bollendorf abgeschlossen

Bollendorf (red/boß) Nach dem intensiven Einsatz der AG "Jüdische Geschichte Bollendorf" und nach monatelangem Arbeiten wurde das Projekt „Neugestaltung der Gedenkstätte Jüdischer Friedhof in Bollendorf“ (Eifelkreis) 

jetzt erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, eine würdige Ruhe- und Gedenkstätte zu schaffen und der historischen Bedeutung dieses Ortes Rechnung zu tragen.
Bis zu 10% der hiesigen Bevölkerung gehörte zu Beginn des 20. Jahrhunderts der jüdischen Glaubensgemeinschaft an. Bollendorf besaß bis in die Zeit des Nationalsozialismus hinein eine blühende jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge. Letztere wurde im Zuge der Novemberpogrome 1938 zerstört. Der jüdische Friedhof, der zwischen dem Ortskern von Bollendorf und dem Ortsteil Weilerbach am Hang zwischen terrassierten Streuobstwiesen liegt, wurde geschändet und die Grabsteine umgestoßen.
Erst in den 1950er Jahren wurden die Überreste der Synagoge in der Ortslage abgerissen und das Gräberfeld des jüdischen Friedhofs vollständig zerstört und in der Folge planiert. Auf einer damals eingesäten Wiese wurde ein Pfeilerfragment, das vom Eingang der Synagoge stammen soll, mit einer darauf befestigten Erinnerungstafel an die jüdische Gemeinde aufgestellt und eine neue Umfassungsmauer errichtet, in der wohl mindestens 30 Grabsteine verbaut wurden. „Da im Judentum ein Friedhof als „Haus der Ewigkeit“ verstanden wird, können sowohl die Beseitigung der Grabsteine vom Begräbnisfeld als auch ihre zweckfremde Verwendung als weiteres Unrecht gewertet werden.“, erklärt Frank Schmitt von der AG Jüdische Geschichte.  
Vielerorts in Deutschland und somit auch in der Eifel wurden Orte und Gebäude, die noch an die durch die Nationalsozialisten verfolgten jüdischen Mitbürger erinnerten, vollständig zurückgebaut oder so stark verändert, dass nichts mehr auf deren jüdische Geschichte hindeutete. Das Judentum, das bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs Teil der deutschen Gesellschaft gewesen war, wurde in den ersten Nachkriegsjahren aus dem Gedächtnis vieler Ortsgemeinden gleichsam gelöscht. Eine tatsächliche Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen fand nur bedingt statt. Dieser Umgang mit der Vergangenheit ist in Bollendorf, anders als an vielen anderen Orten in Deutschland, bis in die Gegenwart sichtbar, da die in der Außenmauer des jüdischen Friedhofs verbauten Grabsteinfragmente nach wie vor Zeugnis davon ablegen.
Im Rahmen der Neugestaltung, die unter anderem mit Mitteln der „Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur“ und des LEADER Programms finanziert wurde, sind beschriftete Grabsteine aus der Außenmauer geborgen und durch Platzhalter mit eingearbeitetem Davidstern ersetzt worden. Die herausgenommenen Grabsteine wurden an der hinteren Friedhofsmauer fixiert. Überdies wurde eine Wegeführung über das Gelände angelegt und das Begräbnisfeld mit einer Streublumenwiese neu eingesät. „Wir konnten sogar den ursprünglichen Zugang zum Gelände von 1919 sowie den Verlauf der einstigen Friedhofsmauer wieder sichtbar machen.“, berichtet Frank Schmitt, der das Projekt geplant und begleitet hat. Korrespondierend zu diesen Maßnahmen wurden zwei Informationstafeln des Naturparks Südeifel zur historischen Bedeutung des Ortes aufgestellt. Außerdem findet sich nun oberhalb des Friedhofareals ein Wanderparkplatz. Die Gedenkstätte ist damit direkt ins Wanderwegenetz des Naturparks Südeifel eingebunden.
„Mit der Neugestaltung übernimmt die Ortsgemeinde ihre historische Verantwortung und rückt die Erinnerung an die jüdische Gemeinde, die Teil der Identität dieses Ortes und der gesamten Eifel ist, wieder in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Bewusstseins.“, sagt Anna Carina Krebs. Der jüdische Friedhof in Bollendorf stellt ein historisch bedeutsames Mahnmal dar, das einerseits an die Verbrechen in der nationalsozialistischen Zeit, aber andererseits und vorrangig an den allzu oft zweifelhaften Umgang mit jüdischen Kulturzeugnissen in der Nachkriegszeit erinnern soll. Durch ihre Geschichte nimmt diese Gedenkstätte in der Südeifel eine besondere Stellung im Kontext jüdischer Erinnerungskultur ein – mit Blick auf Rheinland-Pfalz wie auch auf ganz Deutschland.

Presse Felsenland Südeifel Tourismus GmbH

 
Fotos Felsenland Südeifel Tourismus GmbH / Anna Carina Krebs: Blick auf den Jüdischen Friedhof von Bollendorf nach der Neugestaltung


Wand mit jüdischen Grabsteinfragmenten
 

Außenmauer Jüdischer Friedhof 
 

Grabstein Susanne Levy