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07.06.2022

Aktualisiert: Baukalk für die Römerstädte am Rhein kam aus der Eifel - mit Fotogalerie

Bad Münstereifel (rn/boß) Bald wird das mittelalterliche Bad Münstereifel wieder der Tourismusmagnet der Nordeifel sein. Ein archäologisches Juwel hatte die Flut unbeschadet überstanden: Die römische Kalkbrennerei von Iversheim,

einem nördlichen Stadtteil von Bad Münstereifel. Sie ist ein lohnendes Ausflugziel für alle, die sich für die römische Wirtschaftsgeschichte und die Kalkbrennerei in der Eifel interessieren. Bis nach Xanten am Niederrhein lieferten in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt römische Legionen Baukalk.
Die Militärbetriebe der römischen Kalkmassenproduktion, die antike Kalkbrennerei in Bad Müstereifel-Iversheim mit ihren sechs Kalköfen, ist in ihrer Art und Größe eine eurapaweite Rarität und eine der bedeutensten Fundstätten der Wirtschaftsgeschichte der Römerzeit. Heute ist die vom Dorf-Verschönerungsverein Iversheim e.V. gepflegte Kalkmanifaktur anerkannt als Unesco-Welterbe. Sie kann von Mai bis Oktober jeden Samstag von 13 bis 16 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11-16 Uhr besucht werden, von Gruppen nach telefonischer Vereinbarung (02253 542244) auch montags bis freitags. Der Eintritt beträgt 2 Euro für Erwachsene und ist für Kinder frei.
Der Dorf-Verschönerungsverein hat die 1966 ausgegrabene Anlage in vorbildlicher Weise für große und kleine Besucher präsentiert: Die Technik des Kalkbrennens, der chemische Vorgang, das notwendige Personal, die Produkte werden leicht verständlich erklärt. Alles kann in einem kostenlosen Falt-Flyer nachgelesen werden. Er kann als PDF–Dokument unter diesem Link heruntergeladen werden:
https://www.bad-muenstereifel.de/leben-in-bad-muenstereifel/leben-wohnen/kultur/museen/roemische-kalkbrennerei
Ein liebevoll rekonstruiertes Modell von den überdachten Hallen der Produktionsanlagen bis zu der Verschiffungsanlage lässt Kinderaugen leuchten. Ob aber der gebrannte Stückkalk in Fässern mit Plattbodenschiffen für den Treideleinsatz über die Erft und den Rhein nach Bonn, Köln, Neuss und Xanten transportiert wurde, ist nicht mehr als eine Vermutung. Sie ist beim heutigen Wasserstand der Erft in Iversheim wenig plausibel, aber vielleicht wurde die Erft aufgestaut. Am Rhein wurde der Kalk für die Steinbauten der Römer dringend gebraucht. Für die Mörtelherstellung benötigten sie große Mengen an Baukalk. Die nördlichsten Ausläufer der Kalkeifel bei Iversheim waren das nächstgelegene ergiebige Abbaugebiet der benötigten Kalksteine für die großen römischen Baustellen in den Städten und Lagern am Rhein. Bis zu 160 „Calcari“, besonders geschulte Soldaten, sollen in der Regel in einem Arbeitskammondo gearbeitet haben.
Heute würde die Anlage kaum genehmigt werden. Zu groß waren der Brennholzverbrauch für die geschätzte Jahresproduktion von 2.400 t und die Umweltbelastung. Die gesamte potentielle Jahresproduktion aller vermuteten weiteren Kalköfen in Iversheim wird mit jährlich ca 24.000 t angenommen. Produkte sollen laut Flyer gewesen sein: Stückkalk, Kalkhydrat, mehrjährig eingesumpfter Kalk als einfacher aseptischer Anstrich und als Ausgangsprodukt für farbige Innenanstriche. Mit Zusätzen zum Kalkmörtel, zum Bespiel Ziegenmehl oder Trass ( Gestein und Bindemittel) konnte der unter Wasser erhärtende „Römerbeton“ hergestellt werden.
Nicht alle erhaltenen zahlreichen Kalkbrennöfen in der Eifel werden so gut gepflegt wie die römische Kalkbrennerei in Iversheim. Ein Negativbeispiel ist der Brandenburgische Doppelbrennofen kurz vor Kronenburg: Er liegt an einer viel befahrenen Straße ohne direkte Parkmöglichkeit. Der ausgewiesene Parkplatz ist nur für SUVS, Pick-ups oder Traktoren schadlos zu erreichen. Alle anderen Fahrzeuge würden nicht ohne Schäden über den zugewachsenen Zufahrtsweg zum Brennofen gelangen. Das Erklärschild ist klein und ungünstig angebracht. Ein Positivbeispiel ist der Kalkbrennofen von Rommerheim. Schade ist, dass die Sonne, die in das Glas vor der Infornationstafel hineinscheint, das Geschriebene schwer lesbar macht. Dieser Kalkofen liegt einen guten Kilometer hinter Rommersheim an der Straße nach Fleringen. Einen informativen, reichlich bebilderten Überblick über die Kalköfen in der Eifel, insbesondere in der Prümer Kalkmulde, gibt Susanne Wingels auf ihrem Blog.
https://susanne-wingels.de/tag/kalkofen

Rainer Nahrendorf

Fotogalerie von Rainer Nahrendorf

 
Kalkofen Iversheim


Foto Tourist Information Bad Münstereifel: Kalkofen Iversheim


Modell Kalkofen Iversheim

  
Modell Kalkofen Iversheim

 
Skizze: Arbeiter am Kalkofen

 
Brenntechnik  

 
Römischer Steinbruch

 
Blick in die Tiefe am Kalkofen Iversheim


Foto Tourist Information Bad Münstereifel: Besuch im römischen Kalkofen

 
Kalkofen Kronenburg

 
Kalkofen Rommersheim