28.01.2025
Aktualisiert - Prof. Dietrich Grönemeyer zu Gesundheit in Eigenverantwortung - mit Interview und Buchhinweis
Daun/D. (red/boß) Zum Thema „Vision der gesunden Verbandsgemeinde Daun “ fand seinerzeit im Forum Daun die dritte WEGE-Konferenz unter dem Motto "Weniger.Älter.Bunter" statt. Zu Gast war der bekannte Arzt und Autor Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer aus Bochum.
Er setzt sich in seinen Publikationen und Vorträgen für eine neue Wahrnehmung der Medizin ein, insbesondere für eine ausgewogene Zusammenarbeit von HighTech und Naturheilkunde zum Wohle der Patienten. Außerdem legt er hohen Wert darauf, dass im Kontext Gesundheitsreform nicht nur über Kosten und Probleme, sondern vor allem über Nutzen und Potenziale gesprochen wird. Es dürfe sich bei dem Begriff Gesundheitswirtschaft nicht nur um ein Thema auf Bundesebene handeln, sondern es müsse auch auf die Landes- und die regionale Ebene herunter gebrochen werden.
Pressekonferenz Genug trinken
input-Interview zum Thema "Gesunderhaltung" mit Prof. Grönemeyer

Input: Was kann jeder Einzelne täglich für seine Gesundheit tun
O-Ton Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer: groenemeyer-d.mp3
Input: Was bedeutet für Sie Gesundheit?
Dietrich Grönemeyer: Gesundheit kann man auf vielfältige Art und Weise definieren. Ich spreche von Wohlbefinden und zwar auf allen drei Ebenen – Körper, Geist und Seele. Das gilt auch für Kranke, dass sie schmerzfrei und würdig leben können. Gerade die psychischen Krankheiten wie Burnout oder Depression haben in den letzten Jahren stark zugenommen, wo sich dann der Mensch nicht mehr wohlfühlt. Aber auch die Rückenbeschwerden sind aus meiner Beobachtung als Radiologe auf dem Vormarsch. Nach meinen Erfahrungen sind 80% davon auf Übergewicht, Bewegungsmangel, Haltungsfehler und Stress zurückzuführen. Sie könnten sich durch Verhaltensänderung bessern und müssten nicht operiert werden. Gerade beim Wohlbefinden ist die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen besonders wichtig. Und das soll schon so früh wie möglich im Kindesalter gelernt werden. In diesem Zusammenhang müssen wir auch die Verbindung von Bildung und Wissen zur Medizin verstärken. Denn nur, wer was weiß, kann Eigenverantwortung übernehmen.
Input: Wenn man Ihren Ausführungen aufmerksam zuhört, kommt das Wort „Gesundheitswirtschaft“ immer wieder vor. Was ist darunter zu verstehen?
D.G.: Hier geht es um die vielfältigen Angebote auf dem Sektor Gesundheit, ohne die der medizinische Fortschritt nicht mehr denkbar wäre. Immerhin arbeiten in Deutschland etwa 12 % der Berufstätigen – das heißt über 4,4 Millionen – in diesem Wirtschaftszweig. Wenn man das weitere Umfeld mit einbezieht – Gesundheitstourismus, Fitness/Wellness, ökologisches Bauen, gesunde Ernährung – dann geht das in Richtung 10 Millionen Menschen. Nicht zu vergessen das Betriebliche Gesundheitsmanagement für die Arbeitnehmer. Diese Vorsorge muss natürlich von allen getragen werden – insbesondere von der Führung – und darf nicht von der Frage geleitet werden: Was bringt uns das finanziell? Das kann man nicht immer statistisch nachweisen. Aber eins ist sicher: Wo gesunde Mitarbeiter sind, wird auch gute Arbeit gemacht.
Input: Wie sieht das mit den Kosten aus?
D.G.: Wir müssen uns von der leidigen Kostendiskussion im Gesundheitswesen verabschieden, sondern uns mehr mit der "Ideen-Explosion" beschäftigen. Solange wir uns auf die Kosten fixieren, werden wir uns im Kreis drehen.
Input: Haben Sie noch Visionen auf dem Gesundheitssektor
D.G.: Deutschland könnte mit „med. in Germany“ weltweit ausstrahlen und das erste Gesundheitsland werden. Diese Herausforderung müssen wir annehmen.
Das Gespräch führte Heinz-Günter Boßmann
Neuerscheinung Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer hat ein neues Buch "Lebenohne Angst - Wie wir in schwierigen Zeiten innere Stärke und Zuversicht finden" - im Ludwig-Verlag herausgebracht. (siehe rechte Spalte - Bücherleiste) |