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16.08.2019

In Rheinland-Pfalz sind 84 Prozent von einer halben Milliarde Bäume krank

Region (red/boß) Das Schwarze-Peter-Spiel um den Klima- und Waldschutz geht weiter. „Mit Erstaunen habe ich die Forderung der CDU nach vier Millionen Bäumen für Rheinland-Pfalz zur Kenntnis genommen“,

sagte Forstministerin Ulrike Höfken heute in Mainz. „Das große Problem der halben Milliarde Bäume in Rheinland-Pfalz sind Dürre und Hitze und die daraus resultierende Anfälligkeit für Schädlinge durch die Klimakrise. Es trifft leider auch Laubbäume wie die Buche. Es nutzt leider nichts, Bäume zu pflanzen, wenn sie an Trockenheit eingehen und wenn nicht alles daran gesetzt wird, die Treibhausgase zu reduzieren. Aber die Ursachen des Problems übergeht die CDU, nicht nur durch das große Rollback beim Klimaschutz auf der Bundesebene. Nur 45 Cent gibt die Bundesministerin pro Hektar angesichts der Krise zusätzlich zur Unterstützung der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer.

„Zudem möchte ich klarstellen: Unsere Försterinnen und Förster arbeiten bereits seit Jahrzehnten erfolgreich an einem nachhaltigen Waldumbau und einem naturnahen Wald. Sie leisten täglich eine hervorragende Arbeit und ich möchte mich an dieser Stelle ganz ausdrücklich bei allen Beschäftigten im Forst dafür bedanken, wie sie sich in der Vergangenheit für unseren Wald als Ökosystem eingesetzt haben“, so die Forstministerin. Die Zahlen sprächen eine deutliche Sprache, so Höfken: 82 Prozent des Waldes in Rheinland-Pfalz sind Mischwälder, der Anteil an Laubbäumen liegt bei 60 Prozent. Die häufigste Baumart ist die Buche, gefolgt von der Eiche. Der gesamte Staatswald ist FSC-zertifiziert und rund zehn Prozent der Staatswaldfläche wird sich selbst überlassen.

„Doch unserem Wald geht es wirklich schlecht. 84 Prozent der Bäume waren bereits Ende 2018 krank. Ich sorge mich seit mehr als einem Jahr ernsthaft um die Zukunft unseres Waldes: Tausende Bäume fallen dem Borkenkäfer zum Opfer. Die Trockenheit hat erstmals dazu geführt, dass die Buchen nicht mehr wie gewohnt ausgetrieben haben. Jungbäume vertrocknen. Die Schäden durch fehlende Niederschläge und Hitze sind noch nicht zu beziffern“, sagte Höfken weiter. „Während die CDU vier Millionen Bäume fordert, haben unsere Försterinnen und Förster täglich ein Schreckensbild vor Augen und müssen weitreichende Entscheidungen für die Zukunft treffen.“ Viel wichtiger sei, wirksamen Klimaschutz in allen Sektoren zu betreiben, um die Ursache für die enormen Waldschäden zu bekämpfen.

„Trotzdem geht es selbstverständlich auch um Akuthilfe. Bereits jetzt sind zwischen zwei und drei Millionen Bäume den Klimawandel zum Opfer gefallen. Aber wir haben längst gehandelt. Es gibt deutlich mehr Fördermittel für den Ausgleich der Klimaschäden, wir arbeiten hier Hand in Hand mit kommunalen und privaten Waldbesitzenden. Im Bundesrat haben wir schon vor Monaten eine bessere finanzielle Unterstützung gefordert – denn der Wald ist Klimaschützer. Nicht nur wir brauchen ihn, auch die folgenden Generationen haben das Recht auf einen klimaresilienten und gesunden Wald“, so die Forstministerin. Rheinland-Pfalz schöpft im Übrigen die zusätzlich vom Bund bereitgestellten Mittel für den Forstbereich aus und kofinanziert sie. Darüber hinaus hat das Land diese Mittel durch Umschichtung sogar noch einmal deutlich aufgestockt.
Der Großteil der Bäume in den rheinland-pfälzischen Wäldern wächst durch die sogenannte Naturverjüngung, also durch eine natürliche Ansamung aus dem Altbaumbestand. „Neun von zehn Jungbäume wachsen auf diese Art nach“, sagte Höfken. Nur da, wo es wirklich notwendig ist, müssen Bäume gepflanzt werden. Das sind allein im Staatswald pro Jahr etwa 700.000 bis 850.000 Pflanzen, im gesamten rheinland-pfälzischen Wald sind es etwa drei bis vier Millionen Bäume. „Durch die Trockenheit konnten wir aber im Herbst 2018 keine Bäume pflanzen, sie wären alle eingegangen. Die Lage ist wirklich ernst“, sagte Höfken und betonte: Die absolute Priorität hat der Klimaschutz.“

Quelle Forstministerium Mainz

Dagegen hat der ehemalige Förster und Bestseller-Autor Peter Wohlleben aus der rheinland-pfälzischen Eifelgemeinde Wershofen kürzlich in den verschiedensten Medien erklärt: "Viele Förster tun plötzlich so, als seien sie die Spitze der Bewegung der Wald- und Klimaretter. Das ist lächerlich. Sie selbst sind das Problem." Der Klimawandel und die wahrscheinlich durch ihn bedingte Dürre sei für das aktuelle Baumsterben nur Auslöser, nicht Ursache. "Dass die Wälder zu trocken sind, liegt vor allem daran, dass bei uns die falschen Bäume angepflanzt werden, Plantagen aus Nadelholz." Außerdem verursache die Forstwirtschaft massive Schäden durch schwere Holzerntemaschinen, die den Boden so verdichteten, dass er kaum noch Wasser speichern könne (BamS).