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05.11.2018

Der Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein heißt Hans Peter Böffgen - mit INPUT

Gerolstein/Hillesheim/Jünkerath (boß) Es war am Sonntagabend genau 18.55 Uhr, als aus 38 Gemeinden der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein alle Stimmen ausgezählt waren

und Ex-Bürgermeister Matthias Pauly (CDU) als Wahlleiter das Ergebnis der Stichwahl verkündete. Genau 53,9% der Wähler votierten für den parteilosen Hans Peter Böffgen und 46,1% für Gerald Schmitz (CDU).
Es war für die annähernd 100 Gäste im Sitzungssaal des Gerolsteiner Rathauses nicht mehr überraschend, hatten sie doch die Zwischenergebnisse und den Endstand per „Public Viewing“ miterleben können. Während Gerald Schmitz dies alles mitten im Publikumspulk verfolgte, war weit und breit von Hans Peter Böffgen nichts zu sehen. Kurz nach 19 Uhr dann Jubel und Umarmungen in den Fluren der Verbandsgemeindeverwaltung, als der neue Bürgermeister mit seiner Frau Ariane und Kindern eintraf. Im Ratssaal dann Gratulation durch den Wahlleiter, lautstarker Applaus der Fans und ein freundliches Shakehands durch den unterlegenen Gerald Schmitz.
Böffgen konnte es wohl noch nicht so richtig glauben und sagte nach einer aussagekräftigen Siegerpose, die alle Spannungen abwarf: „Ich bin überwältigt. Wir haben das so gewollt. Wir freuen uns! Es waren harte 14 Wochen. Danke an alle, die mich unterstützt und gewählt haben. Wir werden das in den nächsten acht Jahren schaffen und haben den festen Willen, aus unserer neuen Verbandsgemeinde etwas Wunderbares zu machen.“
Fürwahr, es wird zwischenmenschlich nicht so einfach sein, denn das jahrelange Tauziehen um die Fusion, an dem auch Böffgen beteiligt war, hat insbesondere in den ehemaligen Verbandsgemeinden Obere Kyll und Hillesheim Spuren hinterlassen, die erst verarbeitet werden müssen. Denke man dabei nur an die Zusammenlegungen von Amtsverwaltungen und Kreisen in den 70er Jahren, die vielerorts bis heute nicht überwunden sind. Hinzu kommt noch, dass kürzlich im neugewählten Verbandsgemeinderat noch eine Mehrheitsfraktion zwischen CDU, FWG und Grünen geschmiedet wurde, die vor und hinter den Kulissen für sehr viel Wirbel sorgte. Das sogenannte blau-schwarz-grüne „Sansibar-Bündnis“ sollte wohl den Kandidaten Gerald Schmitz noch unterstützen, wobei der Schuss nach hinten losgegangen ist.
Tiefe Enttäuschung bei der CDU. Konnte man doch in den letzten Jahrzehnten in der Brunnenstadt immer den Bürgermeister der Verbandsgemeinde stellen. Nun muss der mit Unterstützung der SPD gewählte parteilose Böffgen sich für seine politischen Vorhaben im wahrsten Sinne des Wortes Mehrheiten suchen.
Die neue Verbandsgemeinde Gerolstein mit ihren 38 Gemeinden - von Scheid an der belgischen und nordrhein-westfälischen Grenze bis Densborn - und ihren 31.000 Einwohnern ist somit die größte im Vulkaneifelkreis und eine der größten im Land Rheinland-Pfalz. Sie soll somit auch nach dem Willen vieler Politiker bei der nächsten Verwaltungsreform auf Kreisebene die Zukunft des „Kreises Daun“ sichern helfen.
Am 1. Januar 2019 geht es dann mit der neuen Verwaltungseinheit und dem 40-köpfigen Verbandsgemeinderat mit CDU (14), FWG (9), SPD (7), Grüne (5), FDP (3), Sturm im Wald (1), Bürgerliste Bürgerwille (1) zum Wohle der Bevölkerung los.

Heinz-Günter Boßmann

INPUT
Die Bürgermeisterwahl in der neuen Verbandsgemeinde Gerolstein war ein spannendes Rennen, das bereits vor vielen Jahren mit den ersten Fusionsverhandlungen begonnen hatte. Die Obere Kyll, die Hillesheimer und Gerolsteiner zu vereinen, dürfte kein leichtes Unterfangen sein, zumal Bürgermeister Hans Peter Böffgen aufgrund einer Absprache keine Mehrheit im Verbandsgemeinderat hat. Die Idee mit der sogenannten „Sansibar-Koalition“ aus CDU, FWG und Grünen war für den unterlegenen Gerald Schmitz wohl keine gute, wie sich im Nachhinein herausstellte. Wäre die Rechnung aufgegangen, hätte man den Machern eine polit-taktische Schläue nachgesagt. Aber so ist das Leben – der bevormundete Wähler hatte das letzte Wort.
Aber wer wie Böffgen mitgeholfen hat sechs Kinder zu erziehen, als Schiedsrichter unterwegs war und einen großen Sportverein leitet, dürfte die Diplomatie mitbringen, das neue Schiff im sicheren Fahrwasser zu lenken.

Heinz-Günter Boßmann