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11.01.2018

Moselprojekt von der "UN-Dekade Biologische Vielfalt" ausgezeichnet

Bernkastel-Kues (red/boß) Das Projekt „Steillagenweinbau schafft Vielfalt – das Moselprojekt“ wurde gestern in Bermkastel-Kues als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt gewürdigt. Diese Ehrung

wird an Projekte verliehen, die sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen.
Im „Moselprojekt“ setzen in enger Zusammenarbeit mit dem Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (Koblenz) etwa 30 Steillagenwinzerinnen und -winzer an der Mittel- und Terrassenmosel in Weinbauorten von Drohn bis Winningen verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Arten- und Lebensraumvielfalt um. Blühende Säume und Zwischenzeilenbegrünung, entbuschte Rebbrachen und freigestellte Trockenmauern bieten den typischen wärmeliebenden Insekten, Reptilien, Vögeln und Kleinsäugern wertvollen Raum zur Nahrungssuche, Fortpflanzung und Überwinterung. Zudem bieten aufgestellte Nisthilfen Möglichkeiten für die Vermehrung der in Hohlräumen nistenden Wildbienenarten. Diese im „Moselprojekt“ durchgeführten Maßnahmen sind auf andere Weinbauregionen übertragbar.
Gemeinsam mit etwa 30 Winzerinnen und Winzern setzt sich das Projekt, koordiniert vom Bauern- und Winzerverband, seit dem Jahr 2015 für die ökologische Aufwertung der Weinkulturlandschaft ein. Darüber hinaus schaffen die Winzerinnen und Winzer Hotspots, um ein zusätzliches Lebensraumangebot und eine Lebensraumvernetzung zu erreichen. Typische Vertreter der Weinbergsflora der Mosel werden gezielt vermehrt und wieder in die Weinkulturlandschaft eingebracht. Für Reptilien werden ergänzend Steinriegel hergestellt und Trockenmauern für mehr Besonnung freigestellt. So werden, wie auch durch das Aufstellen von Wildbienennisthilfen, Kleinstrukturen geschaffen, die die Lebensraumvielfalt erhöhen.
Das projektbegleitende Monitoring von Wildbienen, Heuschrecken Tagfaltern sowie der Vegetation auf ausgesuchten Projektflächen zeigt das große Potential, das in den Steillagenrebflächen vorliegt. Im Zuge des Wildbienenmonitorings konnten im Jahr 2016 auf einzelnen Rebflächen bis zu 35 verschiedene Wildbienenarten nachgewiesen werden, insgesamt wurden sogar 115 verschiedene Wildbienenarten auf allen Projektflächen gefunden. Außerdem zeugen die Erstfunde zweier als gefährdet eingestufter sehr seltener Wildbienen an der Untermosel von deren Ausbreitung aus dem Rheintal heraus in das Moseltal aufgrund des Klimawandels: die Große Keulhornbiene (Ceratina chalybea) und die sehr seltene Fleckenbiene (Thyreus orbatus). Weitere Monitoringdurchgänge werden zeigen, ob durch die Projektmaßnahmen eine Veränderung in der Artenvielfalt feststellbar ist.
Der Einsatz der Winzerinnen und Winzer in den Steillagenrebflächen an der Mosel hat die Juroren und Jurorinnen des UN-Dekade-Wettbewerbs sehr beeindruckt. Neben einer Urkunde und einem Auszeichnungsschild erhielt der Weinbauverband Mosel im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e. V. einen „Vielfalts-Baum“, der symbolisch für die bunte Vielfalt und einzigartige Schönheit der Natur steht, zu deren Erhaltung das „Moselprojekt“ einen wertvollen Beitrag leistet. Ab sofort wird das Projekt auf der deutschen UN-Dekade-Website unter www.undekade-biologischevielfalt.de vorgestellt.
Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Michael Horper, wies in seiner Ansprache auf die gute Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten hin: "Gemeinsam zeigen wir mit dieser Initiative, dass kooperativer Naturschutz in Zusammenarbeit mit Landwirtschaft und Weinbau funktioniert."

Hintergrund
Das ausgezeichnete Projekt hat an dem Wettbewerb der UN-Dekade Biologische Vielfalt teilgenommen, eine namhafte Jury hat über die Qualität der eingereichten Projekte entschieden. Der fortlaufende Wettbewerb wird von der Geschäftsstelle der UN-Dekade Biologische Vielfalt mit Sitz in Hürth ausgerichtet. Die Auszeichnung dient als Qualitätssiegel und macht den Beteiligten bewusst, dass ihr Einsatz für die lebendige Vielfalt Teil einer weltweiten Strategie ist. Möglichst viele Menschen sollen sich von diesen vorbildlichen Aktivitäten begeistern lassen und die ausgezeichneten Projekte zeigen beispielhaft, wie man sich selbst aktiv in den Naturschutz einbringen kann.

http://www.undekade-biologischevielfalt.de