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14.03.2017

IG Metall interveniert bei BD ROWA in Kelberg - mit ROWA-Stellungnahme

Kelberg/Trier (red/boß) Über die aktuellen Entwicklungen bei Becton Dickinson Rowa Germany GmbH (BD ROWA) am Standort in Kelberg berichtet heute die IG Metall Trier: "Wir haben durch unsere Mitglieder erfahren,

dass sich die Stimmung in den letzten Wochen massiv verschlechtert hat", heißt es in einer Presseinformation. Es würden sowohl Entlassungen langjähriger Mitarbeiter vorgenommen, als auch Änderungen der Arbeitsverträge im großen Stil durchgezogen.
"Bei den Kündigungen wird auch keine Rücksicht auf Betriebszugehörigkeit, familiäre oder persönliche Belange genommen. Da kein Betriebsrat existiert, gibt es auch keine Sozialauswahl, geschweige denn einen Interessensausgleich oder einen Sozialplan“, so der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Trier, Christian Z. Schmitz. "Bislang hatten die Mitarbeiter von BD Rowa eine Klausel in ihrem Arbeitsvertrag, der eine Bezugnahme zum Metall- und Elektrotarifvertrag der IG Metall ermöglichte. Dies wurde nicht immer gelebt, da die Mitarbeiter im Zweifel unter Druck gesetzt wurden, ihr Recht ja nicht einzuklagen.
Jetzt soll diese Bezugnahme zum Tarifvertrag aus den Arbeitsverträgen gestrichen werden. Was der Arbeitgeber vorhat ist klar. Mittelfristig wird er mit den Lohn- und Arbeitsbedingungen runtergehen. Um einen rechtlichen Widerstand auszuschließen, lässt er die Passagen aus den Arbeitsverträgen streichen. Das heißt, die Lohnentwicklung bei BD ROWA wird gegenüber der üblichen Entwicklung in der Branche zurückbleiben“, so Schmitz.
Die IG Metall Trier nimmt diese Entwicklung zum Anlass, die Mitarbeiter bei BD ROWA über ihre Rechte und Möglichkeiten aufzuklären. Heute morgen werden die Mitarbeiter durch Flugblätter über ihre Rechte informiert, Tipps zum Umgang mit der Situation gegeben und Angebote zum kollektiven Handeln aufgezeigt. Gewerkschafter Schmitz: „Die Kolleginnen und Kollegen bei BD ROWA haben die Chance, diese Situation zum Besseren zu wenden."
Presse IG Metall

Dazu schreibt die BD Rowa Germany GmbH auf Anfrage von input aktuell:
Im Zuge der Übernahme durch Becton, Dickinson and Company (BD) wurde eine Erhöhung der Sozialleistungen beschlossen. Somit profitieren die Mitarbeiter der BD Rowa Germany GmbH deutschlandweit von den umfangreichen Sozialleistungen des Mutterkonzerns. Daher wird es nötig werden, die bestehenden Arbeitsverträge zu aktualisieren. Teil des Programms ist auch eine Umstellung auf das BD interne Gehalts-Anpassungs-System BD Merit Increase. Bisher hatte sich das Unternehmen an den Tariferhöhungen der IG Metall orientiert. Der BD Merit Increase lag in den vergangenen Jahren über dem Tarif der IG Metall.
Die neu eingeführten Sozialleistungen der BD Rowa Germany GmbH umfassen unter anderem die Einführung eines arbeitgeberfinanzierten Pensionsplans, eine Erhöhung der vermögenswirksamen Leistungen von bisher maximal 26,59 € auf bis zu 40,- €, unternehmensweit bezahlter Sonderurlaub an Heiligabend, Silvester und Rosenmontag und die Gewährung eines Urlaubsanspruchs von standardmäßig 30 Tagen pro Kalenderjahr unabhängig von der Dauer der Betriebszugehörigkeit.
Teil der neuen Sozialleistungen ist auch die Einführung des internen Gehalts-Anpassungs-Systems BD Merit Increase, auf dessen Grundlage künftig reguläre Lohnerhöhungen und Boni kalkuliert werden. Bisher hatten sich Lohnerhöhungen an den Tariferhöhungen der IG Metall orientiert. Ein Tarifvertrag mit der IG Metall hat jedoch zu keinem Zeitpunkt bestanden. „Unsere Mitarbeiter profitieren von der Umstellung auf den BD Merit Increase, denn er orientiert sich an marktüblichen Erhöhungen und lag in den vergangenen Jahren über dem Niveau der IG Metall Tarifanpassungen“, erklärt Dirk Wingenter, Geschäftsführer der BD Rowa Germany GmbH.
Im Rahmen der Einführung der neuen Sozialleistungen ist es nötig, eine Aktualisierung der Arbeitsverträge vorzunehmen. Die Arbeitsbedingungen wie z.B. die Dauer der Betriebszugehörigkeit sowie die Arbeitszeit bleiben davon jedoch unangetastet. Der BD Merit Increase wird erstmals im Januar 2018 umgesetzt. Um die Wartezeit zu überbrücken, wird im April 2017 noch einmal die bereits beschlossene Tarifanpassung der IG Metall von 2% gewährt.
„Wir sind sehr erstaunt über die Bekanntmachungen der IG Metall“, erklärt Wingenter „Daher ist es uns wichtig, unsere Mitarbeiter und die Öffentlichkeit an dieser Stelle transparent zu informieren und Gerüchten entgegen zu treten: In den vergangenen Monaten hat es in unserem Unternehmen keine arbeitgeberseitigen Kündigungen gegeben. Es entspricht auch nicht unserer Unternehmensphilosophie und unserem Geschäftsgebaren, unsere Mitarbeiter unter Druck zu setzen. Im Gegenteil, unsere Mitarbeiter profitieren von den umfangreichen Sozialleistungen des neuen Mutterkonzerns. Unsere wirtschaftliche Situation ist weiterhin sehr gut. Der Neubau eines weiteren Gebäudes am Standort Kelberg ist bereits beschlossen und wir sind kontinuierlich auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern – aktuell sind rund 20 offene Stellen ausgeschrieben.“
Die Standorte in Kelberg in der Eifel und in Frankfurt werden weiter ausgebaut. Aktuell sind hier rund 500 Mitarbeiter beschäftigt.