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13.07.2023

INPUT-Talk - 5 Fragen an den hauptamtlichen Bürgermeister der nordrhein-westfälischen Gemeinde Dahlem Jan Lembach - mit Fotogalerie

Dahlem (boß) Das Besondere an der Gemeinde Dahlem (Kreis Euskirchen) ist, dass das Rathaus im Ortsteil Schmidtheim steht und sie seit dem vergangenen Jahr nicht mehr die kleinste Gemeinde

aller 396 eigendigen Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen ist  Für ihre Größe hat sie eine ganze Menge zu bieten: von einem Flugplatz bis zu einem Stausee und vielen historischen Bauwerken.

Bürgermeister Jan Lembach stellt sich den Fragen der Nachrichtenagentur INPUT-Medien bei einem Besuch im Rathaus.

1. Wie ist der augenblickliche Stand nach dem Hochwasserereignis am 15. Juli 2021 am Kronenburger See?

Jan Lembach: Bekanntlich ist bei der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 aufgrund der großen Belastung durch die Wassermengen die Talsperrentechnik des Kronenburger Sees beschädigt worden. Die wichtige Hochwasserschutzfunktion war jedoch damals und ist auch heute in der Sanierungsphase voll gegeben.
Die Aufnahme dieser Schäden, die technische Prüfung und Planung sowie die Ausschreibung der ersten Sanierungsarbeiten waren und sind technisch und zeitlich eine große Herausforderung für die beauftragten Fachbüros. Vor wenigen Wochen konnte der erste wichtige Auftrag für die Sanierung vergeben werden, bis zum Herbst sollen die beiden Ablassschieber – genannt „Schütze“ - erneuert werden.
Kürzlich hat die NRW-Ministerin Ina Scharrenbach die Förderzusage für den Wiederaufbauplan Kronenburger See in Höhe von 6,1 Mio. Euro unmittelbar am Stausee übergeben. (Anmerk.d.Red.: input aktuell berichtete)

2. Wie hat sich die Katastrophe auf die touristische Entwicklung in der Gemeinde Dahlem ausgewirkt?

J.L.:
Auch wenn natürlich das Wassererlebnis auf dem Kronenburger See im Hochsommer derzeit leider fehlt, ist nach der Pandemie wieder eine sehr gute touristische Nachfrage zu verzeichnen.
Im Jahr 2022 hatte die Gemeinde Dahlem die höchsten jemals gezählten Übernachtungszahlen. Touristische Betriebe waren von der Hochwasserkatastrophe kaum betroffen. Denn die Region hat touristisch im ganzen Jahr erfreulicherweise auch weit mehr zu bieten, als nur das Wassererlebnis: Der herausragende Kyll-Radweg, die vielfältigen Wanderwege „EifelSchleifen“ und „EifelSpuren“, den malerischen historischen Burgort Kronenburg, die bekannte Kartbahn und der Flugplatz an der Dahlemer Binz, der Generationenpark und das Schloss in Schmidtheim und vieles mehr in NRW und Rheinland-Pfalz.

3. Der weit über die Grenzen hinaus bekannte Flughafen Dahlemer Binz gehört zu Ihrer Gemeinde. Wie ist er zurzeit mit jährlichen Flugbewegungen, Arbeitsplätzen und Industrieansiedlungen aufgestellt?

J.L.: Der Flugplatz Dahlemer Binz ist ein weithin bekanntes und beliebtes Angebot für das Freizeit- und Vereinsfliegen in der Region. Rund 30.000 Flugbewegungen sind derzeit zu verzeichnen, ein erheblicher Anteil davon durch die 13 ansässigen Segelflugvereine. Aber auch strategisch und für Notfälle ist die Anlage ein wichtiger Flugplatz.  Auch einige kleine und mittlere heimische Unternehmen beleben den Standort. Erweiterungsflächen für Ansiedlung von Unternehmen sind in der Nachbarschaft des Flugplatzes vorgesehen. 

4. Ihre Gemeinde heißt zwar Dahlem, aber die Gemeindeverwaltung sitzt in Schmidtheim. Wie kam es dazu?

J.L.: Seit dem vergangenen Jahr und nach über 50 Jahren ist die Gemeinde Dahlem nicht mehr die nach Einwohnern kleinste Kommune aller 396 eigenständigen Städte und Gemeinden in NRW. Aufgrund der erheblichen Zunahme an Bürgerinnen und Bürgern in den letzten Jahren konnte die „rote Laterne“ an die Stadt Heimbach weitergereicht werden. Das Rathaus der Gemeinde Dahlem ist seit der kommunalen Neugliederung im Ortsteil Schmidtheim und nicht im namensgebenden Ortsteil Dahlem. Dort stand damals ein passendes Gebäude zur Verfügung.

5. Was sind Ihre größten Herausforderungen in den nächsten Jahren?

J.L.: Die Katastrophen und dramatischen Veränderungen der letzten Jahre – Hochwasser, Klimawandel, Energiekrise, Pandemie, Zuflucht, Finanzkrise, Waldentwicklung etc. - bestimmen einen erheblichen Teil der kommenden Herausforderungen. Wichtige Schritte der Nachhaltigkeit sind z.B. mit der Windenergie bereits vor Jahren eingeleitet worden. Der etwa 3.000 Hektar große Gemeindewald wird dabei sicher eine zentrale Funktion einnehmen.
Dazu wird die Nachfrage nach dem `Leben auf dem Land´ aus den Ballungsregionen erheblich zunehmen.
Zusammenfassend wollen wir den Bürgern weiterhin eine gute Heimat bewahren und den Gästen ein guter Gastgeber sein.

Fotogalerie wird aufgebaut (Nachrichtenagentur INPUT-Medien, Klaus Finken, Gemeindeverwaltung Dahlem, Reinhard Göbel)


Förderscheck von der NRW-Ministerin Scharrenbach in Höhe von 6,1 Mio Euro für die Instandsetzung der Stausee-Technik


Standesamt der Gemeinde Dahlem im Schlosshotel Burghaus in Kronenburg


Das frisch renovierte Gemeindehaus mit angebauter Feuerwache in Kronenburg


Luftbild Kronenburg


Luftbild Dahlem


Schloss Schmidtheim


Luftbild Schmidtheim 


Tower Dahlemer Binz


Kyllradweg

Zur Person:


Jan Lembach, 57 Jahre alt, Dipl.-Geograph.
Lebt nach Studium und ersten Berufsjahren in Westfalen seit 25 Jahren in Nettersheim in der Eifel, Kreis Euskirchen.
Arbeitete von 1997 bis 2014 zunächst als Projektmitarbeiter, dann als Geschäftsführer beim Naturpark Nordeifel im Deutsch-Belgischen Naturpark.
Zum hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Dahlem erstmals bei der Kommunalwahl 2014 gewählt. Bei der letzten Kommunalwahl 2020 wurde er wiedergewählt. Er leitet seitdem die Gemeindeverwaltung und gemeindeeigene Betriebe mit rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.