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17.10.2020

INPUT-Talk - 5 Fragen an den scheidenden Landrat des Kreises Euskirchen, Günter Rosenke

INPUT: Was war in Ihrer 26-jährigen Amtszeit die positivste Erfahrung?
Günter Rosenke: Diese Frage ist schwer zu beantworten, weil es eine sehr große Zahl von positiven Erfahrungen gibt. Daher möchte ich an dieser Stelle nur beispielhaft ein Thema nennen: der Ausbau

der Kontakte zur Deutschsprachigen Gemeinschaft in Ostbelgien. Auf gute Nachbarschaft und engen Austausch mit den Freunden jenseits der Grenze habe ich von Anfang an großen Wert gelegt – übrigens auch schon in den Jahren, bevor die Belgier den Truppenübungsplatz auf Vogelsang aufgegeben haben. Durch die regelmäßigen Gespräche und gegenseitigen Besuche ist rasch ein Vertrauensverhältnis entstanden, das ich sehr schätze. Und es gibt immer wieder gemeinsame und grenzüberschreitende Initiativen und Projekte, wie etwa den Ausbau des Kyllradweges dies- und jenseits der Grenze und den Rad-Aktionstag „Grenzenlos Kyllradweg“, der alljährlich viele tausend Menschen begeistert.

INPUT: Und die negativste?

G.R.: Natürlich erlebt man als Landrat nicht nur schöne Momente. 2004 hat es auf der Autobahn 1 bei Euskirchen ein schweres Busunglück gegeben, bei dem zwei Jugendliche aus Dänemark zu Tode gekommen und viele schwer verletzt worden sind. Ich habe damals die Rettungskräfte des Rotes Kreuzes hier in Euskirchen unterstützt und hautnah miterlebt, wie die Eltern der verunglückten Jugendlichen hier eingetroffen sind und mit der schrecklichen Situation konfrontiert wurden. Wenn man selber Kinder hat, kann man nachempfinden, wie sie sich damals gefühlt haben.

INPUT: Was war die größte Herausforderung für Sie als Landrat?

G.R.: Herausforderungen gehören zum täglichen Geschäft eines Landrates – mal sind sie kleiner, mal sind sie größer. Aktuell beschäftigt uns die Corona-Pandemie natürlich sehr stark. Als Leiter des Krisenstabes bin ich täglich mit dem Thema konfrontiert, und zwar gemeinsam mit den Fachkräften aus den verschiedenen Abteilungen meines Hauses und in engem Austausch mit der Bezirksregierung Köln und dem Land NRW. Eine solche Herausforderung hat es auch in meiner langjährigen Amtszeit noch nicht gegeben.

INPUT: Worauf sind Sie besonders stolz?

G.R.: Wichtig ist, dass man einen langen Atem hat, denn viele Ideen und Pläne lassen sich nicht über Nacht realisieren. Auch hier ein Beispiel: Ich habe zu Beginn meiner Amtszeit versprochen, dass jede der elf Kommunen im Kreis Euskirchen einen Bahnanschluss erhält. Das hat länger gedauert als beabsichtigt, aber manchmal muss man sehr dicke Bretter bohren. Mit der Reaktivierung der Bördebahn von Euskirchen über Zülpich nach Düren haben wir aber auch das geschafft. Allgemein war es mir von Anfang an wichtig, den Öffentlichen Personennahverkehr in unserem Flächenkreis auszubauen, und in dieser Beziehung waren die Bahnanschlüsse ein wichtiger Punkt.

INPUT: Welche Zukunftsplanungen und Hobbys werden Sie nach Ihrer Amtszeit begleiten?

G.R.: In den 26 Jahren als Landrat ist mein Familienleben notgedrungen etwas in den Hintergrund geraten. Ich bin meiner Familie sehr dankbar, dass sie dafür Verständnis aufgebracht und mich immer unterstützt hat. Aber jetzt wird es höchste Zeit, das Versäumte nachzuholen und meiner Familie etwas zurückzugeben. Ich bin sicher: Langweilig wird mir auch im Ruhestand nicht, denn mein Credo – „Wer stehen bleibt, steht im Weg“ – wird mich und meine Familie auch weiterhin begleiten. Ich freue mich jedenfalls auf hoffentlich noch viele Jahre mit meiner Ehefrau, meinen Kindern und den vier Enkeln.

Das Interview führte Heinz-Günter Boßmann

Kurzvita:
Günter Rosenke ist am 21. November 1950 in Aachen geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne und vier Enkel. Er ist wohnhaft in Weilerswist.
Rosenke ist Landrat des Kreises Euskirchen, parteilos (bis 2009: CDU), 1994 – 1999 ehrenamtlicher Landrat, 1999 – 2020 hauptamtlich

Rosenkes Loblied auf die Eifeler und die Eifel:
Günter Rosenke, scheidender Landrat des Kreises Euskirchen und Präsident der Zukunftsinitiative Eifel, kürzlich bei einer Projektvorstellung der Marke EIFEL:
„Die Eifel ist bunt, vielfältig und abwechslungsreich. Die Eifeler schätzen ihre Heimat, sie gehen nachhaltig mit dieser wunderschönen Natur- und Kulturlandschaft um. Die Eifel ist aber auch ein moderner Wirtschaftsraum, wo die Werte Qualität und Beständigkeit noch etwas gelten. Und der Eifeler an sich ist ohnehin einzigartig: Hier packt jeder mit an. Hier ist ein Wort noch ein Wort.“ All das – und noch viel mehr – stehe für die Marke Eifel. „Ziel ist es, auf allen Kanälen die positiven Seiten unserer Heimat herauszustellen und zu vermarkten. Die Eifel kann und bietet viel – und das soll jetzt durch dieses neue Projekt ‚herausgekitzelt‘ werden. Ich bin gespannt und freue mich. darauf!“