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26.04.2021

Bericht 29.09.2020: INPUT-Talk: 5 Fragen an die Vorstandsmitglieder der Raiffeisenbank Westeifel Klaus Peters und Mark Kaffenberger

Schönecken/Arzfeld (boß) Erst kürzlich wollten die Volksbank Eifel eG und die Raiffeisenbank Irrel eG fusionieren, aber die Mitgliedervertreter der Raiba Irrel haben inzwischen  bei der Generalversammlung deutlich gegen die Fusion gestimmt.

Auch die Raiffeisenbank Westeifel eG hat sich weiterhin für ihre Selbstständigkeit und Unabhängigkeit entschieden. Da man hier größten Wert auf die Nähe zu den Kunden und die vorhandenen Netzwerke legt sowie die wirtschaftliche und innere Stärke weiter ausbauen konnte, wird man diesen Weg konsequent verfolgen. Außerdem wurden in Zukunftswerkstätten neue Geschäftsfelder entwickelt und vielfältige Aufgaben und Anforderungen an das sogenannte Beauftragungswesen ausgelagert.

Die Vorstandsmitglieder der Raiffeisenbank Westeifel eG mit Hauptsitz in Schönecken und den Geschäftsstellen in Arzfeld, Bleialf, Pronsfeld und Prüm, Klaus Peters und Mark Kaffenberger, standen der Nachrichtenagentur INPUT-Medien Rede und Antwort zu wichtigen Entscheidungen und Zukunftsfragen.

INPUT-Talk

INPUT: Sie haben sich klar und unmissverständlich weiterhin für die Selbstständigkeit der Raiffeisenbank Westeifel entschieden. Was waren die Gründe für diese zukunftsweisende Marschrichtung?



Vorstandsmitglied Klaus Peters: Mitglieder und Kunden nutzen seit Generationen die Produkte und Dienstleistungen ihrer Raiffeisenbank Westeifel und schätzen diese als kompetenten und leistungsstarken Finanzpartner in der heimischen Region. Die regionale und persönliche Nähe unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verbunden mit dem vorhandenen Netzwerk, sind bedeutende Werte, die man nicht einfach aufgeben darf.
Die Bank konnte in den zurückliegenden Jahren ihre wirtschaftliche und innere Stärke weiter ausbauen und ist mit gut ausgebildeten und hochmotivierten Mitarbeitern bestens gerüstet, die zukünftigen Herausforderungen im Markt und bei der Regulatorik zu meistern.

INPUT: Sie haben in den sogenannten Zukunftswerkstätten neue Geschäftsfelder entwickelt. Wie sehen diese zukünftig aus?



Vorstandsmitglied Mark Kaffenberger: Kern der Zukunftswerkstätten ist, dass Mitarbeiter/Innen an Entscheidungsprozessen der Bank mit ihren Ideen aktiv mitarbeiten. Insbesondere geht es darum, alle Bereiche des Unternehmens aus Sicht des Kunden zu denken. So werden wir uns künftig mit speziellen Beratungssegmenten für Berufsstarter und junge Familie beschäftigen, ebenso für Existenzgründer. In beiden Bereichen gibt es spezielle Berater. Daneben werden wir uns für die Region im Bereich Energie und Immobilien stärker mit einbringen, sei es beispielsweise als Bürgergenossenschaft oder Spezialist bei Projektierungen.
 
INPUT: Herr Peters, Sie werden als Vorstand am 30.3.2022 in Rente gehen. Was war in Ihrer langen beruflichen Laufbahn – angefangen von Prüm über Bitburg bis Arzfeld – die größte Herausforderung?

Klaus Peters: Das Bankgeschäft hat sich in den über 40 Jahren meiner Tätigkeit erheblich verändert. Diese Anforderungen an die Umsetzung der geänderten Bedingungen waren immer eine große und permanente Herausforderung während meiner 24-jährigen Vorstandstätigkeit. Mitarbeiter mitnehmen, motivieren und überzeugen, die richtigen Produkte anzubieten und die interne Organisation den Anforderungen anzupassen, war der Spagat, den man immer gehen musste. Am eindrucksvollsten war für mich die permanente Entwicklung der jeweiligen Bankanwendungsprogramme, begleitet von dem einhergehenden gleichzeitigen Austausch der Hardware und deren Anpassung bis in die heutige digitale Welt.
Eine besondere persönliche Herausforderung stellte auch 2002 die Aufgabe der Vorstandstätigkeit in Prüm und damit einhergehend die Arbeit in der zweiten Reihe dar. Dies hat aber gut getan und war eine gute Vorbereitung auf die Vorstandstätigkeit bei der Raiffeisenbank Westeifel im Jahre 2008.

INPUT: Inwieweit hat Corona das Tagesgeschäft in der Bank verändert bzw. sind Kreditrisiken für Geschäfts- und Privatkunden aufgetreten?

Mark Kaffenberger: Corona hat uns zwar zeitweise räumlich getrennt, aber in den digitalen Möglichkeiten für ein Miteinander näher zusammengeführt. Interne Besprechungen finden nun auch als Telefonkonferenzen statt, Schulungen als Webinare, und auch unsere Kunden werden verstärkt über digitale Möglichkeiten beraten. Das persönliche Gespräch und der vertraute Ansprechpartner bleiben dabei für uns das Herzstück unserer alltäglichen Arbeit.
Bisher sind Kreditrisiken durch Corona noch nicht verstärkt erkennbar, was u.a. in den Unterstützungmaßnahmen (des Landes) begründet ist. Ob das so bleibt, hängt von der weiteren Entwicklung der Coronazahlen und der daraus resultierenden Maßnahmen der Regierung ab.
 
INPUT: Sie haben verschiedene Aufgaben an Beauftragte ausgelagert. Was waren die wichtigsten und welche Gründe gab es dafür?

Klaus Peters: Eine Bank wie die Raiffeisenbank Westeifel kann die vielfältigen Aufgaben und Anforderungen an das Beauftragtenwesen nur dann zuverlässig sicherstellen, wenn man professionelles Fachwissen dafür vorhält. Würde die Bank das selbst vorhalten, dann wäre dies nicht nur für den jeweiligen Beauftragten, sondern auch für die Stellvertreterregelung zu organisieren. Nutzt man jetzt die Leistungen eines externen Dienstleisters, dann hat man neben dem ständigen aktualisierten Wissen auch keine Probleme mit Urlaubs- und Krankheitsvertretung und damit geringere Kosten. Die Bereiche "Geldwäsche", "Wertpapier-Compliance", "Datenschutz", "Arbeitsschutz" und "IT-Sicherheit" sind die größten  Felder, die wir an externe Beauftragte, ausgelagert haben.

INPUT: Was ist aus Ihrer Sicht der Vorteil einer kleineren und überschaubaren Bank auf dem Land im Vergleich zu Großbanken?

Mark Kaffenberger: Regionalbanken sind die Banken der Privatkunden sowie der mittelständischen und kleinen Unternehmen, wovon es in Deutschland rund 2,6 Millionen gibt. Wir kennen Land und Leute besser als jede Großbank, arbeiten und leben privat in der Region unserer Kunden, sind dadurch in der unternehmerischen Nähe unschlagbar. Dadurch entsteht Vertrauen, und das ist immer noch die beste Währung, wenn es um Finanzen geht. Corona hat gezeigt, dass gerade in Krisenzeiten den Regionalbanken das größte Vertrauen geschenkt wird - wir waren schnell, unbürokratisch und vor allem persönlich an der Seite unserer Kunden.
 
INPUT: Auffällig ist, dass bei vielen Entwicklungsprozessen die Mitarbeiter eng eingebunden werden. Warum wurde in den letzten Jahren die Beteiligung so wichtig?

Klaus Peters: Eine motivierte und leistungsstarke Mannschaft ist der Erfolgsgarant für eine erfolgreiche Bank. Die immer kürzeren Zyklen der digitalen und organisatorischen Umsetzungsanforderungen machen eine frühe Einbindung der Mitarbeiter erforderlich, um neben einer hohen Akzeptanz in der Bank auch eine schnelle und kundenorientierte Realisierung zu Gunsten unserer Mitglieder und Kunden sicherzustellen.
Ohne die pragmatischen und von langer Erfahrung geprägten Vorschläge unserer langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre manches in den letzten Jahren nicht so schnell umzusetzen gewesen.

INPUT: Was kann der Kunde unter der „Eifel-Rente“ verstehen?

Mark Kaffenberger: Die Eifel-Rente ist eine Geldanlage mit der Möglichkeit zur Verrentung. Das Besondere daran ist, dass die Fonds innerhalb der Geldanlage speziell von Mitarbeitern der Raiffeisenbank Westeifel ausgewählt wurden, die sich damit sehr stark identifizieren. Neben bewährten Varianten wie sicherheits- und chancenorientiert setzen wir gezielt auf nachhaltige Geldanlagen, d.h. es werden die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um ökologische, soziale und ethische Bewertungspunkte ergänzt. Mit der Eifel-Rente unterstützen wir außerdem ein Urwaldprojekt direkt hier bei uns in der Eifel.

INPUT: Nachdem die geplante Fusion zwischen der Volksbank Eifel eG und der Raiffeisenbank Irrel eG von einer großen Zahl der Vertreter abgelehnt wurde, steht die Frage im Raum, ob es Überlegungen bzw. Planungen gibt, dass sich die Raiffeisenbanken Westeifel und Irrel zusammentun?

Klaus Peters und Mark Kaffenberger: Diese Entscheidung in Irrel ist durch das höchste Souverän der Genossenschaft, die Generalversammlung, getroffen worden und spiegelt damit die Meinung der Mehrheit der Mitglieder wieder. Im Nachgang wird es jetzt für die RB Irrel wichtig sein, die Gründe für diese Entscheidung zu hinterfragen und die eigene Strategie zur Zukunftsfähigkeit festzulegen. Die Bank und die Mitglieder brauchen jetzt die notwendige Zeit und Ruhe, um diese Standortbestimmung vorzunehmen. Auf Ihre Frage können wir von der Raiffeisenbank Westeifel daher so kurz nach der Abstimmung keine Antwort geben. Mehr lässt sich im Moment auch noch nicht dazu sagen.

Das Interview führte Heinz-Günter Boßmann