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15.06.2020

Die Airbase Spangdahlem im Spannungsfeld zwischen Abzug und Erweiterung

Spangdahlem/Berlin/Washington (boß) Hoffen und Bangen... Große Verunsicherung herrscht seit Wochen in der Region Bitburg. Aus zunächst unbestätigten Meldungen wurde inzwischen Wirklichkeit. Die Bundesregierung in Berlin

ist mittlerweile offiziell über den geplanten Abzug von rund 10.000 US-Soldaten aus Deutschland informiert worden. Eine abschließende Entscheidung übe den Zeitplan und die betroffenen Standorte gebe es allerdings bisher nicht; aber man kann sie beim Lesen zwischen den Zeilen doch vermuten. So wurde eine Truppenverlegung von Mildenhall in England nach Spangdahlem mittlerweile auf Eis gelegt. Es ging immerhin um 2.500 Menschen und 20 Flugzeuge. Hierzu waren ursprünglich Investitionen von über 300 Millionen Euro in Baumaßnahmen geplant gewesen.
Zunächst war in den verschiedensten Zeitungen in USA ganz unverbindlich zu lesen, dass Präsident Donald Trump von den rund 35.000 in Deutschland stationierten US-Soldaten 9.500 nach Polen und in die Heimat abziehen will.
Die Aribase in Spangdahlem an der A60 zwischen Bitburg und Wittlich kam in den letzten Jahren immer wieder  trotz großer Aufrüstung im infrastrukturellen Bereich ins Gerede, dass unter anderem eine F16-Staffel nach Polen umgesiedelt werden solle. Eine solche Staffel ist im 52. Jagdgeschwader in der Nähe der etwa 1.000 Einwohner großen Eifelgemeinde (VG Speicher) als einzige in Deutschland stationiert.
Gerüchte auf eine „Retourkutsche“ kamen auf, nachdem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die Einladung Trumps zum G7-Gipfel wegen der Corona-Epidemie aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatte. Dies wurde noch zusätzlich dadurch genährt, dass Deutschland den Nato-Verpflichtungen, 2% des Brutto-Inlandsproduktes für Verteidigung aufzuwenden, nicht vollständig nachkommt. Hinzu kommt noch, dass sich in den USA – nicht zuletzt durch die Corona-Epidemie – die wirtschaftliche Situation rapide verschlechtert hat, die Verschuldung in astromische Höhen gestiegen ist und daher die Rüstungsausgaben gekürzt werden sollen.
Obwohl man im Eifelkreis teilweise noch an dem Trauma „Abzug der Amerikaner vom Flugplatz Bitburg im Jahr 1994“ und dem Scheitern des Ausbaus des Konversionsgeländes zum Regionalflughafen leidet, glaubt so richtig keiner an den Abzug der amerikanischen Freunde. Denn die Spangdahlem Airbase sei dafür strategisch zu wichtig und die millionenschweren Ausbaumaßnahmen sprächen eine andere Sprache. Außerdem will man auch erst den Ausgang der amerikanischen Wahlen abwarten, denn danach werden die Karten wohl neu gemischt; insbesondere wenn Joe Biden neuer Präsident werden sollte.
Allerdings kam die Einrichtung der US-Luftwaffe in den letzten Jahren wegen verschiedener Flugzeugabstürze und interner Todesfälle in die Schlagzeilen.

Auf der Base arbeiten immerhin 7.000 Amerikaner mit ihren 9.000 Familienangehörigen sowie 800 deutsche Angestellte. Wenn man insbesondere bei Dunkelheit über die A60 an dem Flugplatz vorbeifährt, glaubt man aufgrund des Lichtermeeres an eine Kleinstadt. So ist sie auch von ihren Einrichtungen her konzipiert. Immerhin befinden sich auf dem Gelände über 500 Gebäude. Auch das örtliche Handwerk profitiert durch Bauaufträge, das Gewerbe im Umland durch Einkäufe, die Gastronomie durch Kunden und die Hausbesitzer durch Vermietung enorm von der Stationierung der amerikanischen Soldaten.

Es gibt aber auch Gegner in der Bürgerschaft und bei den Friedensbewegungen. Ins Feld geführt werden nicht zuletzt die Kriegseinsätze (vom Irak über Kosovo und Afghanistan bis Libyen), der Fluglärm und die Umwelt- und Bodenbelastungen.  

Heinz-Günter Boßmann
Nachrichtenagentur INPUT-Medien für die deutschsprachige belgische Tageszeitung GrenzEcho

Nachtrag:
Zwischenzeitlich hat US-Präsident Donald Trump vor Journalisten in Washington den US-Truppenabzug aus Deutschland bestätigt. Er führte aus, dass so lange abgezogen wird, wie Deutschland nicht mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung ausgebe. Damit würde die Zahl von 34.000 US-Amerikanern, die auf deutschem Boden stationiert sind, um 9.500 auf rund 25.000 sinken.