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09.06.2020

Rom zeigt der Bistumsreform die "rote Karte" - Alles auf Anfang in der Diözese Trier? - mit Leserbrief



Rom/Trier (red/boß) Die Quadratur des Kreises... Die geplante Strukturreform im Bistum Trier stand im Mittelpunkt eines Gespräches, das Bischof Dr. Stefan Ackermann, Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg

und der Beauftragten für den Prozess der Synodenumsetzung, Christian Heckmann, dieser Tage in Rom mit Vertretern des Vatikans geführt haben. Gesprächsgegenstand waren die Beschwerden, die von Priestern der Priestergemeinschaft Unio apostolica sowie von einigen Gläubigen gegen die Reform der Pfarreien im Zuge der Realisierung der Beschlüsse der Trierer Diözesansynode 2013-2016 in Rom eingelegt worden sind.

Im Ergebnis wurde deutlich, dass die Kleruskongregation und der Päpstliche Rat für die Gesetzestexte gegenüber der geplanten Reform der Pfarreien im Bistum Trier, wie sie im vorgelegten Gesetz zur Umsetzung der Ergebnisse der Diözesansynode beschrieben ist, schwerwiegende Bedenken hegen. Diese betreffen insbesondere die Rolle des Pfarrers im Leitungsteam der Pfarrei, den Dienst der übrigen Priester, die Konzeption der pfarrlichen Gremien, die Größe der künftigen Pfarreien sowie die Geschwindigkeit der Umsetzung.

Um zu einer konstruktiven Lösung zu kommen, die einerseits dem Auftrag der Synode gerecht wird und andererseits den genannten Bedenken Rechnung trägt, wird sich der Bischof mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Mitgliedern der diözesanen Räte beraten und das vorliegende Gesetz im Licht des gemeinsamen Gesprächs überarbeiten.

Die Gesprächsteilnehmer sind gemeinsam der Auffassung, dass die Veränderungen im Bistum Trier im größeren Kontext ähnlicher Veränderungsprozesse in vielen Diözesen, nicht nur im deutschsprachigen Bereich, stehen. Sie gaben der Hoffnung Ausdruck, dass die weiteren Schritte, die nach den Beratungen im Bistum Trier eng mit den zuständigen kirchlichen Behörden abgestimmt werden, einen Beitrag leisten können zu den pastoralen Entwicklungen, die auch in anderen Ortskirchen angestrebt werden.

Der Bischof machte im Gespräch deutlich, unter welchen Herausforderungen das Bistum Trier derzeit steht. Dazu gehören insbesondere: die seit Jahren abnehmende Bindung der Gläubigen an das kirchliche Leben, der Rückgang des kirchlichen Engagements sowie die durch die Aufdeckung des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker eingetretene Erschütterung in der Bevölkerung. Zudem begrenzen der demografische Wandel, zurückgehende finanzielle Ressourcen und der Mangel an Priestern die pastoralen Möglichkeiten im Bistum.

Dennoch sah die Diözesansynode ihre Verantwortung darin, nicht nur Antworten zur Bewältigung der Krise zu geben und Vorhandenes zu bewahren, sondern einen neuen missionarischen und diakonischen Auftrag für die Kirche von Trier zu formulieren. Eine besondere Bedeutung auf dem Weg der Erneuerung kommt der künftigen Gestalt der Pfarreien zu. Sie soll dem kirchlichen Leben durch eine neue Struktur und ein erneuertes Miteinander einen verlässlichen Rahmen geben.

Quelle: BIP

INPUT:
 
Dass die Ergebnisse der Synode von Rom so abgewatscht wurden, ist für die zahllosen Beteiligten an diesem großen Vorhaben fraglos sehr frustrierend. Zwar war die Einschmelzung von 887 kleinen Pfarreien zu 35 Großeinheiten auch unter den Gläubigen sehr umstritten, doch ist der demokratische Prozess der Synode durch das "Machtwort" aus Rom weitgehend ad absurdum geführt worden. Die Gefahr besteht, dass die fortschrittlichen und kritischen Kräfte, die in der katholischen Kirche dringend gebraucht werden - nicht zu vergessen die jungen Frauen - nunmehr vielfach deprimiert und lautlos der Kirche den Rücken kehren.
Hilde Boßmann

Leserbrief von Michael Fischer, Vorsitzender des „Pfarreienrat Direkt“ der Pfarreiengemeinschaft Schönecken-Waxweiler
Die Wurzeln müssen bleiben, damit sich das Leben weiterentwickeln kann
Die Einwendungen der römischen Dikasterien gegen die geplante Strukturreform des Bistums Trier mögen zwar für einige frustrierend, für die große Zahl der Gläubigen aber ein hoffnungsvoller Segen sein. Rom scheint erkannt zu haben, dass deutlich nachgebessert werden muss. Es ist verhängnisvoll, die teils Jahrtausende alten 887 Pfarreien aufzulösen und den Menschen vor Ort ihre kirchliche Identität und Wurzeln zu nehmen. Viel mehr Sinn als die utopisch zusammengeschnittenen und wenigen „Pfarreien der Zukunft“ macht es, die bis zum Jahr 2004 bestandenen und gewachsenen 75 Dekanate in Pfarreiengemeinschaften umzuwandeln. Dann hätte man eine akzeptierte Reform mit bistumseigenen Grenzen, in denen sich das kirchliche Leben sehr gut weiterentwickeln könnte.