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11.06.2019

E schinge Bonjour vom Poopst - Fußwallfahrt Prüm-Waxweiler zur Echternacher Springprozession ist eine europäische Tradition

Waxweiler/Echternach (red/boß) Es ist eine Jahrhunderte alte und gewachsene Tradition im Bistum Trier, dass die Gläubigen aus den Westeifelorten Prüm und Waxweiler an den Pfingsttagen

bis ins benachbarte Luxemburg wallfahren, um dort an der weltbekannten Echternacher Springprozession teilzunehmen. Und das zu Fuß in drei Etappen, rund 70 Kilometer. Auf dem Weg durch die West- und Südeifel wird gebetet, gesungen und auch das Gespräch untereinander kommt nicht zu kurz. Feste Rituale und eine perfekte Organisation geben der Wallfahrt ihre einzigartige Atmosphäre. Der ganze Körper kommt beim Beten zum Einsatz und bezeugt ein lebendiges Christsein mit Tiefendimension.

Der Ursprung der Prozession liegt der Legende nach um 728 in Waxweiler. Dort soll der heilige Willibrord auf einer Missionsreise gepredigt haben. Da die Heiden jedoch lieber tanzten, statt seinen Worten zu lauschen, sei ihnen von Willibrord auferlegt worden, bis zur Buß in Echternach zu tanzen. So bezeugt es eine alte Sandsteintafel an der Pfarrkirche. Nach dem Verbot der Fußwall-fahrt im 18. Jahrhundert erfolgte 1860 die Wiederbelebung ausgehend von Waxweiler. Die Prümer Teilnehmer gesellten sich ein Jahr später hinzu, was bedeutet, dass die Gläubigen der beiden Orte und darüber hinaus nun seit 158 Jahren gemeinsam zu Willibrords Grab nach Echternach wallfahren. Begleitet werden die Pilger von den sogenannten Brudermeistern, den Vorbetern.

Seit einigen Jahren ist es auch zur Tradition geworden, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit noch stärker in den Blick genommen wird. Der Luxemburgische Erzbischof Jean-Claude Hollerich war beim großen Empfang mit den Springergruppen und dem Musikverein „Lyra“ am Pfingstsonntagabend in Waxweiler mit dabei und begrüßte die insgesamt rund 500 Gläubigen in seiner Heimatsprache, dem Viandener Dialekt. Seine diesjährige Ansprache in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer begann Hollerich mit einem Gruß aus Rom. Er sei erst kürzlich beim Papst gewesen und erzählte ihm von den Pfingstfeierlichkeiten in Deutschland und Luxemburg. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche habe noch extra gesagt, er solle den Pilgern „e schinge Bonjour mat-brengen“. Des Weiteren hob der Erzbischof hervor, dass es wichtig sei, Traditionen über die Grenzen hinaus weiter behalten zu können, vor allem in Zeiten, in denen der Nationalismus wieder großgeschrieben werde. Das sei Europa, an dem auch der heilige Willibrord mitgebaut habe.
Brudermeister Alois Engel überreichte dem Erzbischof die Willibrordusmedaille, dem Ehrenzeichen für langjährige und treue Pilger, für seine nicht selbstverständliche alljährliche Präsenz beim Pilgerempfang in Waxweiler.

Und heute der große Tag in Echternach: Nach dem Dankgottesdienst in der Basilika zog ab 09.30 Uhr die Prozession durch die Gassen des luxemburgischen Abteistädtchens. Gesprungen wird zu Ehren des heiligen Willibrords, der im 7. Jahrhundert hier ein Kloster gründete. Mehrere tausend Pilger und Besucher und viele geistliche Würdenträger nahmen an den Feierlichkeiten teil.

Michael Fischer/boß