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12.09.2018

Erste Latrinenanlage Triers bei Ausgrabungen in der Innenstadt- entdeckt

Trier (red/boß) Was alles sich im Lauf der Jahrtausende auf dem historischen Grund eines Anwesens in der heutigen Saarstraße in Trier befunden hat, wird nun die Landesarchäologie der staunenden Öffentlichkeit vorstellen.

Seit dem 15. Mai 2018 führen die Archäologe Ausgrabungen auf dem Grundstück des Hotels Deutscher Hof durch, die im Vorfeld einer geplanten Neubebauung mit hofseitiger Tiefgarage notwendig geworden sind. Die Grabungen konzentrieren sich auf den bisher nicht unterkellerten Hofbereich der künftigen Tiefgarage mit einer Fläche von ca. 500 m2. Die Untersuchungen sind auf sechs Monate angelegt und werden von der Bauherrengemeinschaft finanziell unterstützt.

Hier ein Überblick über die bisherigen Erkenntnisse:

Römische Zeit: Die frühesten Zeugnisse einer römischen Wohnbebauung auf dem Gelände südlich des antiken Forums werden in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. greifbar. Sie gehörten zu einem Fachwerkgebäude mit Kalksteinfundamenten, das punktuell im nordöstlichen Bereich der Fläche ausgegraben werden konnte.

Nach einem Schadensfeuer wurde dieses frühkaiserzeitliche Wohngebäude niedergelegt und das Areal wohl schon in der ersten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. mit einer großzügigen Steinbebauung aus Muschelkalksteinmauerwerk neu überplant. Die Überreste dieser Bebauung erstrecken sich über den gesamten ungestörten Bereich der vorliegenden Grabungsfläche. Sie dürften Teil eines großzügigen Wohngebäudes gewesen sein, dessen Gebäudeausstattung nur ansatzweise fassbar ist. Bemerkenswert für das römische Trier ist allerdings der erste klare Nachweis einer Latrinenanlage in einem Wohngebäude, von der zwei breite Rinnsteine aus Jurakalkstein in originaler Lage erhalten blieben.

Wohl erst an der Wende vom 3. zum 4. Jh. wurde diese Bebauung des 2. Jhs. systematisch bis unter Erdgeschossniveau abgebrochen und das Gelände mit neuer völlig geänderten Grundrisskonzeption neu überbaut. Es entstand nun ein spätantiker Großbau mit wahrscheinlich öffentlicher Funktion. Der Bau besteht aus Gussmauerwerk mit Kalksteinschale, in das im Aufgehenden Ziegellagen eingebunden waren. Das Gebäude setzte sich in alle Richtungen über die Grabungsfläche fort, so dass seine Gesamtausdehnung hypothetisch bleibt. Mauerstärken von bis zu 1,5 m lassen auf eine entsprechende Höhe und Mehrgeschossigkeit des Gebäudes schließen. Im mittleren Teil der Fläche konnte wahrscheinlich der Unterbau eines Treppenhauses nachgewiesen werden (später überbaut). Ausschnitthaft erfasst wurden große, saalartige Räume, darunter ein Apsidenraum, die über Fußbodenheizungen verfügten. Der spätantike Großbau weist zwei Bauphasen auf und wurde allem Anschein nach intensiv genutzt, da seine Estriche mehrfach erneuert wurden.
Das als Baumaterial begehrte Mauerwerk des römischen Großbaus wurde in nachantiker Zeit systematisch ausgebeutet, so dass nur geringe obertägige Baustrukturen erhalten geblieben sind.

Neuzeit: Für die Stadtgeschichte Triers in der frühen Neuzeit ist der Nachweis einer Winkelbastion aus Sandsteinmauerwerk ganz am westlichen Rand der Grabung von besonderem Interesse. Diese dürfte Teil eines der Festungswerke (Redoute) gewesen sein, die französische Truppen während ihrer Besetzungen Trier seit 1674 vor den Toren der Stadt anlegen ließen. Die Existenz solcher Schanzen vor dem mittelalterlichen Südtor (= Neutor) war bisher vor allem durch archivalische Quellen belegt. Von den militärischen Aktivitäten dieser Zeit zeugen auch Grabungsfunde, darunter eine eiserne Kanonenkugel und weitere Militaria (Musketenkugeln, Uniformknopf).

Presse Rheinisches Landesmuseum Trier - J. Hupe/B. Kremer