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19.01.2018

Bericht vom 4.1.2018: Prümer Pfarreiengemeinschaft beschreitet ohne hauptamtlichen Pastor neue Wege - mit offenem Brief

Prüm (boß) Es war einmal ein geflügeltes Wort unter den angehenden Theologen: „Ich werde Papst in Rom, Bischof in Trier oder Dechant in der Prümer Basilika.“ Wo sind sie geblieben? Nun ist die Stelle in der Abteistadt

bereits seit über zwei Jahren verwaist, da der damalige Pastor Prüm verlassen hat.
Selbst schuld, sagen die einen, und die anderen meinen, dass eine so große Pfarreiengemeinschaft mit Basilika nicht ohne hauptamtlichen Priester sein kann. Und die Situation hat sich noch dramatisch verändert, nachdem der rührige Pfarrverwalter Pater Egon Kettern erkrankt ist.
Gott-sei-Dank, so war im Pfarrbrief zu lesen, haben sich Pater Norbert Haasbach und der Ruhestandsgeistliche Siegfried Weisenfeld bereit erklärt, gemeinsam mit den Gemeindereferenten und dem Diakon das Kirchenschiff „auf Kurs“ zu halten. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Basilika wegen Sanierungsarbeiten für ein Jahr geschlossen wird, so dass „Ausweichquartiere“ gesucht werden mussten. In einem Krisengespräch haben die Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft Prüm eine neue Regelung für gottesdienstliche Feiern gefunden. So können am Wochenende nur vier Eucharistiefeiern in Weinsheim oder Gondelsheim, in Niederprüm oder Fleringen, in Büdesheim-Gondenbrett oder Wallerheim, in Rommersheim oder Olzheim im Wechsel stattfinden.
Die Werktagsmessen müssen ausfallen.
Einmal im Monat mittwochs um 9 Uhr gestaltet der Katholische Frauenbund in der Evangelischen Kirche in Prüm einen Wortgottesdienst. Taufen, Trauungen und Beerdigungen werden nach einem besonderen Plan im Pfarrbüro koordiniert.
Das Seelsorgeteam sieht in der neuen Situation eine große Herausforderung, aber auch die Chance für neue Erfahrungen als Glaubensgemeinschaft. Dabei könnten gewohnte Grenzen überschritten und der Blick füreinander geweitet werden.
Auch hat die zurzeit laufende Strukturreform des Bistums zu weiteren Verunsicherungen bei den Kirchenmitgliedern geführt. Aber wie in anderen Bereichen bei Staat und Gesellschaft muss man sich auch in der Kirche auf neue Entwicklungen einstellen.

Heinz-Günter Boßmann

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Auszug aus einem offenen Brief von Prüms Ex-Pfarrer Robert Lürtzener an Weihbischof Franz Josef Gebert vom Januar 2018

Die seelsorgliche Situation in der katholischen Kirchengemeinde Prüm St. Salvator bekümmert mich persönlich sehr. Als ich den Pfarrbrief der Pfarreiengemeinschaft Prüm für die Zeit vom 19.12.2017 bis 27.01.2018 durchblätterte, musste ich feststellen, dass für die Zeit nach der Schließung der Basilika Prüm am 02.01.2018 in der Gottesdienstordnung für die Samstags-/Sonntags- und Feiertags-Termine die Pfarrei Prüm St. Salvator nicht mehr aufgeführt wird.
Das bedeutet für etwa eineinhalb Jahre: in Prüm ist für diese Zeit Totenstille wie am Karfreitag, die Glocken schweigen außer dem Mittagsläuten.
Wenn in der Pfarrgemeinde Prüm St. Salvator an Sonn- und Feiertagen - wie im Pfarrbrief vorgesehen - keine Gottesdienste stattfinden und somit auch die Glocken nicht läuten, ist in der Stadt Prüm ein kirchliches Leben nicht wahrnehmbar, ist die Kirche atmosphärisch tot.
Wenn in Zukunft kein Sonn- und Feiertagsgottesdienst unter dem Namen .Prürn St. Salvator" stattfindet, kommt dies in kurzer Zeit auch dem finanziellen Ruin dieser Kirchengemeinde gleich. Es können dann keine Kollekten mehr registriert werden.
Die oben beschriebenen negativen Folgen für die Gläubigen der Salvator Pfarrei Prüm können vermieden werden, wenn alle Gottesdienste, während die Basilika geschlossen ist, wie bisher in der Stadt Prürn stattfinden. Das ist gut möglich: in der Kapelle des ehemaligen Konvikts, in der Drei-Ärzte-Kapelle im Nordturm der Basilika, im Pfarrheim St. Salvator und in anderen dafür geeigneten Räumen.
Für diese Lösung spricht Folgendes:

1. Die Kapelle im ehemaligen Konvikt ist eigens für die Feier von Gottesdiensten gebaut, eingerichtet und ausgestaltet worden. Sie hat viele Jahre für ca. 100 bis 130 Schüler und deren Betreuer als Gottesdienstraum gedient. Noch heute besteht in der Konviktskapelle ein großzügiger Altarraum mit Ambo und Altar. Dort hätte auch der Basilikachor noch genügend Platz. Es steht eine Pfeifenorgel zur Verfügung. Diese müsste gestimmt werden, was ohne Probleme möglich ist. Die Kapelle ist beheizbar und kann von der Verbandsgemeinde Prüm gemietet werden.

2. Unser Pfarrheim bietet Platz für ca. 80-100 Personen. In den 1980er Jahren wurde dort eine große Übungsorgel eingebaut. Deswegen haben wir dort während des Winters die Werktagsgottesdienste gefeiert, um die enormen Heizkosten in der Basilika zu sparen.

3: Die Drei-Arzte-Kapelle im Nordturm der Basilika hat einen eigenen Eingang von draußen, bietet für 50 Personen Sitzplätze, wird sehr sorgfältig gegenüber dem Innenraum der Basilika isoliert, so dass hier jederzeit ein ungestörter Gottesdienst stattfinden kann. Auch hier steht eine kleine Pfeifenorgel, die transportabel ist, zur Verfügung.

Über den Vorsitzenden des Prümer Pfarrgemeinderates, Udo Weis, habe ich Herrn Eiswirth, Geschäftsführenden Dekanatsreferenten, angeboten, während der Krankheit von Pater Kettern als Priester auszuhelfern. Das wurde abgelehnt mit der Begründung, ich hätte am Beginn meines Ruhestandes versprochen, mich zukünftig in der Seelsorge Prüms nicht einzumischen, was auch zutrifft.
Ich möchte sehr gern in der Seelsorge der Pfarreiengemeinschfaft Prüm helfen, da ich mich gesundheitlich noch sehr gut fühle. Zu gegebener Zeit wäre ich auch zur Übernahme der Pfarrverwaltung bereit. So könnte ich die letzte Baumaßnahme an der Basilika begleiten, wie alle übrigen in den letzten 46 Jahren.
In der Pfarreiengemeinschaft Arzfeld habe ich fast 6 Jahre mit Freude ausgeholfen. Inzwischen ist Pater Rolke, ein junger Priester von den Vinzentinern Niederprüm, dazu gekommen, der sehr hilfsbereit in Arzfeld Gottesdienste übernimmt. Deshalb wäre mein Ausscheiden im Arzfelder Bereich gut zu verkraften .