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22.07.2017

Teurer Zahnersatz: Mit welchen Kosten Sie rechnen müssen

Pro Jahr werden in Deutschland rund 10 Millionen Zähne gezogen, die aus ästhetischen und medizinischen Gründen durch ein Implantat oder eine Brücke ersetzt werden sollten. In nur einem von zehn Fällen

wird dies allerdings sofort vorgenommen, was auch mit den vergleichsweise hohen Kosten zusammenhängen dürfte. Mit welchen Aufwendungen sollte in einem solchen Fall gerechnet werden? Welche Varianten des Zahnersatzes sind erhältlich?
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit zwischen herausnehmbarem und festsitzendem Zahnersatz. Ersterer ist eine gute Wahl, wenn mehrere Zähne ersetzt werden müssen. Solche entnehmbaren Prothesen können allerdings verrutschen; zudem bilden sich häufig unangenehme Druckstellen. Auch beim Sprechen zeigen sich die Prothesen oftmals ein wenig hinderlich.
Bei einer einzelnen Zahnlücke kommen üblicherweise die relativ günstigen Brücken zum Einsatz. Dabei werden die benachbarten Zähne bis auf einen Stumpf abgeschliffen, auf diese Weise können Sie als Pfeiler für die Brücke dienen. Der Nachteil liegt demnach darin, dass möglicherweise noch gesunde Zähne zugunsten des Zahnersatzes beschliffen werden müssen. Ein Implantat ähnelt hingegen dem natürlichen Zahn, weil es fest in den Kiefer verankert wird. Grundsätzlich besteht der Vorteil dieser Lösung in der Langlebigkeit und der Tatsache, dass ein Implantat prinzipiell genauso belastbar ist wie ein natürlicher Zahn.
Die höheren Kosten sorgen allerdings häufig dafür, dass anstelle des Implantats eine Brücke gewählt wird: die Gesamtkosten betragen in etwa 1.500 bis 2.500 Euro. Genauer spezifizieren lässt sich der Preisrahmen nicht, weil die Zahnersatzkostenvon vielen unterschiedlichen Faktoren abhängen. Neben dem Honorar für den Zahnarzt muss auch das Zahnlabor bezahlt werden.
Zudem unterscheiden sich Formen und Materialien: Zum Einsatz kommen entweder Titan- oder Keramikimplantate. Der Vorteil der Titan-Ausführung liegt darin, dass diese Implantate schneller in den Kiefer einwachsen. Außerdem ist das Material langlebig und bewährt. Keramikimplantate sind direkt in Zahnfarbe ausgeführt, wodurch eine Verblendung nicht mehr notwendig ist. Die hohe Bruchsicherheit ist vorteilhaft; die Langlebigkeit des Materials wird sich noch zeigen müssen. Der Einsatz dieser Implantate ist noch relativ neu.
In einigen Fällen muss zudem noch ein Aufbau des Kieferknochens erfolgen, was die Kosten zusätzlich erhöht. Auch die Diagnostik ist hinsichtlich der entstehenden Gebühren nicht zu unterschätzen, bis zu 300 Euro entfallen allein darauf. Wie bereits erwähnt, sind Brücken deutlich günstiger; hier müssen in etwa Kosten um 1.200 Euro für eine sogenannte dreigliedrige Brücke einkalkuliert werden, die eine Zahnlücke schließt.
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen für diese Behandlung einen sogenannten Festzuschuss von 50 Prozent der Behandlungskosten. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die günstigste medizinisch sinnvolle Behandlung hierfür zugrunde gelegt wird - üblicherweise ist dies also die Brücke ohne Keramikverblendung in Metalloptik. Auch wer sich tatsächlich für eine teurere Lösung entscheidet, erhält nur den 50-prozentigen Zuschuss der Regelversorgung. Dieser Wert lässt sich allerdings unter bestimmten Umständen erhöhen:

1. Zum einen kann ein Bonusheft geführt werden, welches den Zuschuss um 20 Prozent erhöht, wenn der Zahnarzt über fünf Jahre hinweg regelmäßig zur Kontrolle aufgesucht wurde. Nach zehn Jahren ist sogar eine 30 prozentige Erhöhung möglich. Diese Prozentangaben beziehen sich allerdings auf den geleisteten Festzuschuss, nicht auf die gesamten Kosten der Behandlung.

2. Unter bestimmten Umständen wird ein doppelter Festzuschuss bezahlt, die gesamten Kosten der Behandlung werden also übernommen. Mit dieser Härtefallregelung sollen Bezieher geringer Einkommen nicht unzumutbar belastet werden. Diese Sonderregelung gilt derzeit (2017) für Einkommen von 1.190 Euro brutto bei Alleinstehenden, 1.636,25 Euro mit einem Angehörigen und zusätzlich 297,50 Euro für jeden weiteren Angehörigen. Die Einkommensgrenzen werden von den Krankenkassen jährlich neu festgelegt.

Es zeigt sich also: Zahnersatz kann durchaus teuer werden. Die Kosten lassen sich unter bestimmten Umständen allerdings reduzieren, beispielsweise indem ein Zahnlabor im Ausland genutzt wird. Dennoch sollten Patienten Wert darauf legen, die eigenen Zähne so gut wie möglich zu pflegen - und möglichst lange ohne Zahnersatz auszukommen.