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02.06.2017

4 Fragen an Dr. Elsen - Chronische Schmerzen gehören in die Hand eines kompetenten Schmerztherapeuten

Prüm (boß) Welcher Mensch hatte in seinem Leben nicht schon einmal Schmerzen. Sie sind meistens akuter Art, wenn man sich geschnitten oder gestoßen hat. Heile, heile Gänschen, das geht oft schnell vorüber. Aber

der chronisch langanhaltende Schmerz sollte behandelt werden, denn es ist eine Rückmeldung von Körper oder Seele, dass etwas nicht stimmt. Sei es eine Entzündung, Verschleiß oder eine unerträgliche Lebenssituation.
Zur Therapie chronischer Schmerzen ist eine abgestimmte und aus vielen Bausteinen zusammengesetzte individuelle Anwendung von großem Nutzen. Die sogenannte multimodale Schmerztherapie am Krankenhaus Prüm setzt auf eine enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen und Maßnahmen.
Verwaltungsdirektor Uwe Szymanski: „Die Schmerztherapie hat in unserem 150-Betten-Haus ein gutes Standing. Der Kreis der Patienten aus dem Eifel-Mosel-Raum und Belgien wird immer größer, da wir mit dem Fachmann und Schmerztherapeuten Dr. Christian Elsen sehr exklusiv und erfolgreich arbeiten.

Schmerztherapeut Dr. Christan Elsen im INPUT-Interview:

Frage:  Sie arbeiten jetzt seit März 2013 als Schmerztherapeut am St. Joseph Krankenhaus Prüm. Wurde das Angebot angenommen?

Christian Elsen: Ja, es wird sehr gut angenommen, zumal vorher kein vergleichbares Versorgungsangebot bestand. Seit April 2013 führen wir die stationäre multimodale Schmerztherapie am St. Joseph Krankenhaus durch. Von diesem Zeitpunkt an sind die Patientenzahlen in jedem Jahr angestiegen. Zudem bieten wir seit Januar 2014 ebenfalls die Möglichkeit einer ambulanten Schmerztherapie. Auch hier sind die Patientenzahlen stetig zunehmend. Aufgrund der sehr kompakten und komplexen Therapie sind jedoch die Plätze sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Therapie begrenzt. Da es viele Patienten mit chronischen Schmerzen gibt, haben sich momentan Wartelisten für beide Therapieformen gebildet. Aus diesem Grunde haben wir ganz aktuell die Anzahl der Patienten in den Gruppen der stationären Schmerztherapie etwas vergrößert, so dass die Patientinnen und Patienten nun bald hoffentlich nicht mehr so lange auf einen Therapieplatz warten müssen.
Wir sind froh, dass wir unseren Patientinnen und Patienten in der Region vor Ort eine Schmerztherapie „aus einer Hand“ anbieten können.

Frage: Was sind die häufigsten Ursachen von Schmerzen der Patienten, von denen Sie aufgesucht werden?

C.E.: Im Vordergrund stehen mit Sicherheit Patientinnen und Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen. Diese machen ca. 70% aller bei uns behandelten Patienten aus. Dadurch, dass die Menschen immer älter werden und viele Menschen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren und auch danach körperlich hart arbeiten mussten, nimmt die Anzahl der Wirbelsäulenerkrankungen stetig zu. Aber nicht nur ältere Patientinnen und Patienten leiden unter Rückenschmerzen. Auch in der jüngeren Bevölkerung nimmt die Anzahl der Menschen mit Rückenbeschwerden zu, hier unter anderem auch bedingt durch einseitige und Fehlbelastungen.
Nach dieser größten Gruppe folgen Patientinnen und Patienten mit Fibromyalgiesyndrom, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen bei Arthrose und vielen weiteren Schmerzursachen. Wir behandeln aber auch Patienten mit Tumorschmerzen. Hier profitieren wir sehr von der guten Zusammenarbeit zwischen Schmerztherapie und Palliativmedizin.

Frage: Mit welchen Therapien arbeiten Sie überwiegend?

C.E.: Da chronische Schmerzen eine eigenständige Erkrankung sind, die aus vielen Faktoren körperlicher, sozialer und psychischer Art besteht, müssen sie auch mit einem Konzept, das sich aus vielen Bausteinen zusammensetzt, behandelt werden. Man nennt dieses in der Schmerztherapie das „multimodale Konzept“. Hier werden für jeden einzelnen Patienten individuell die Bausteine aus verschiedenen schmerztherapeutischen Verfahren ausgewählt und miteinander verbunden. Dazu gehören neben der Therapie mit Schmerzmedikamenten die Physiotherapie, invasive Maßnahmen wie z.B. Injektionen und Infiltrationen, psychologische Interventionen und Begleitung sowie alternative Maßnahmen wie z.B. Akupunktur und Schröpfen. Wichtig ist eine intensive Arbeit mit den Patienten, um ihnen zu erläutern, was eine chronische Schmerzkrankheit ist, wie man sie behandeln kann und vor allem auch zu erarbeiten, was die Patientinnen und Patienten selbst gegen ihre Schmerzen und für ihre Genesung tun können.


Frage: Der 3. Prümer Schmerztag am 6. Juni ab 17 Uhr steht unter der Überschrift „Postoperative Schmerztherapie“: Wie machen sich postoperative Schmerzen bemerkbar und welche Möglichkeiten stehen Ihnen als Arzt zur Verfügung?

C.E.: Dieses Thema haben wir in diesem Jahr bewusst ausgewählt. Viele Patienten haben große Angst vor anstehenden Operationen und den dadurch entstehenden Schmerzen. Dass nach Operationen Schmerzen folgen können, ist für jedermann klar. Je nach Operation äußern sich diese Schmerzen unterschiedlich stark und belastend.  Früher war es so, dass man nach Operationen eine mehr oder weniger lange Zeit im Bett liegen musste. Grund dafür waren entweder die Operationsverfahren oder die entstehenden Schmerzen. Mit den modernen OP-Verfahren ist es jedoch möglich und zur baldigen Rekonvaleszenz auch notwendig, das Krankenbett schon möglichst bald nach der Operation wieder zu verlassen. Dazu bedarf es natürlich einer effektiven Schmerzhemmung.
Wir möchten unseren Zuhörerinnen und Zuhörern gerne darstellen, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Verfahren zur Schmerztherapie nach Operationen gibt, angefangen von Schmerzmitteln bis hin zu Verfahren mittels Schmerzkathetern, die lokal die Schmerzen bekämpfen. Es gibt aber auch eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Schmerztherapie, die nichts mit Medikamenten zu tun haben. Einige dieser Möglichkeiten möchten wir ebenfalls gerne vorstellen.

Das Interview führte Heinz-Günter Boßmann

Weitere Fotos folgen bei www.pruem-aktuell.de