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22.04.2017

Relikte aus früheren Zeiten in Prüm gefunden

Prüm (boß) Es ist ja nichts Neues, dass die Stadt Prüm auf historischen Grundmauern steht. Waren es zunächst die Kelten, die sich hier niederließen, so sorgten ab dem 8. Jahrhundert die Karolinger

mit ihrem Hauskloster für Furore. Kein Wunder also, wenn bei Ausschachtungs- und Grabungsarbeiten historische Mauern und Relikte zutage treten.
So auch auf der großen Hahnplatzbaustelle, die noch manche Überraschung im Untergrund zu bergen scheint. Die Archäologen des Trierer Landesmuseums haben hier ihre Zelte aufgeschlagen und schon interessantes Mauerwerk von früheren Kirchen, Klostergebäuden und dem ehemaligen Zeughaus freigelegt.
Heute nun kam durch Zufall vor dem ehemaligen Geschäft Petri-Hockertz ein alter Kalk-Brennofen zutage.
Die Bauarbeiter hatten tiefe Löcher für eine Baumbepflanzung ausgehoben. Das Erdreich allerdings sah sonderbar aus. Weiße, rostrote und schwarze Schichten. Lieber gleich einmal die Archäologen fragen, die ja ohnehin vor der Basilika bei der Arbeit waren. Und tatsächlich, so Grabungstechniker Marcus Thiel vom Rheinischen Landesmuseum in Trier, es handelt sich um die Reste eines zertrümmerten alten Brennofens mit einem Durchmesser von etwa fünf bis sechs Metern, etwa aus der Zeit zwischen Mittelalter und Neuzeit. Bei hohen Temperaturen wurden hier Kalksteine gebrannt, um Kalk für Zement zu erzeugen. Deutlich sind noch weiße Kalkreste, rote Gesteinsreste des „verziegelten“ Erdreiches und schwarzgebrannte Stein- und Holzreste zu sehen.
Wozu wurde wohl der ganze Kalk benötigt? Große Bauvorhaben wie Kloster und Abteikirche hatte es ja zu diesen Zeiten gegeben, doch kann das genaue Alter erst durch aufwendige Untersuchungen bestimmt werden. Auch Keramikscherben wurden übrigens in der Erde gefunden, die vermutlich aus dem 15. oder 16. Jahrhundert stammen.
Heimatforscherin Monika Rolef weist darauf hin, dass es auch in der Kalkstraße einen gro0en Kalbbrennofen gegeben hat – nomen est omen. Überliefert ist, dass ein blinder Esel die Kalkmengen auf den Gerüsten der Klostergebäude transportiert hat. Er konnte nicht hinunterschauen und hatte deshalb in schwindelnder Höhe keine Angst. Vielfach wurden Rommersheimer Kalksteine gebrannt, denn die gaben den besten Kalk.
Die Archäologen haben sich aber noch mehr vorgenommen. Dafür muss man zunächst wissen, dass die Abtei erst seit dem Neubau im 18. Jahrhundert an ihrem jetzigen Standort steht. Davor hatte die berühmte Goldene Kirche versetzt so gestanden, das der Turm über der heutigen Dreiärztekapelle früher das Gotteshaus nach Süden begrenzte und die Abteigebäude sich - von vorne gesehen - rechts daran anschlossen. Die Kirche selbst erstreckte sich zur anderen Seite, wo heute das Kloster steht und davor gab es noch Bauwerke, die sich in Richtung Abtsburg zogen. Diese wiederum stand bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Richtung Gasthaus zur alten Abtei, während das Zeughaus von 1708 mitten auf dem Platz vor dem Kloster gebaut wurde. Zum Glück wurde es 1937 abgerissen, weil es wirklich die ganze Sicht auf das Kloster versperrte.
Man darf also gespannt sein, was alles noch zum Vorschein kommt. Allerdings sind die Bauarbeiter, die Verwaltung und nicht zuletzt die Geschäfte rund um den Hahnplatz in erster Linie daran interessiert, dass die große Umbaumaßnahme termingerecht fertig wird, damit der Platz wieder mit Leben erfüllt wird.
Stadtbürgermeister Mathilde Weinandy: "Jetzt wird Geduld von uns gefordert. Ich habe gehört, dass es rund acht Wochen dauern soll, hier alles aufzunehmen. Damit hatten wir jetzt nicht mehr gerechnet."

Hilde Boßmann


Foto Lambert Peters: Die Großbaustelle Prümer Hahnplatz (ca. 15.000 qm) vom Turm der Basilika aus gesehen.

Fotogalerien siehe www.pruem-aktuell.de