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07.04.2017

Prümer Schüler Florian Mereien hat sein Herz in Hoffenheim verloren

Prüm/Hoffenheim (boß) Ein Strahlen ist noch in das Gesicht des 16-jährigen Schülers Florian Mereien aus Prüm geschrieben. Hat doch „sein Verein“, die TSG 1899 Hoffenheim, Bayern München kürzlich mit 1:0 geschlagen.

Und das wohl zum ersten Mal.
Florian war mit seiner Familie – Vater, Mutter und Schwester – live dabei. Und die sind seit vielen Jahren eingefleischte Fans und Mitglieder beim Rekordmeister. Mutter Silke: „Es war ein ‚heißes Spiel‘ und die Stimmung im Stadion war überragend!“ Und Flo ergänzt: „Es war einfach nur klasse!“.
Die spannende Frage: Warum wird ein Kind in dem 300 Kilometer entfernten Eifelstädtchen Prüm ausgerechnet Fan von Hoffenheim und kündigt seine Bayern-Mitgliedschaft?
Florian, der den Fußball von allen Seiten kennt, bei den B-Junioren der JSG Prümer Land spielt und sogar noch Schiedsrichter ist, erzählt: „Hoffenheim habe ich 2006 zum ersten Mal in einem Regionalligaspiel in Hessen Kassel gesehen und die TSG hat damals sogar noch mit 1:0 verloren.“ Trotzdem muss der Funke übergesprungen sein bei dem „kleinen Flo“ aus der Eifel, und er hat wohl seinerzeit schon sein Herz an Hoffenheim verloren. Er habe die jährlichen Aufstiege miterlebt bis in die 1. Bundesliga, berichtet er begeistert. Aus jedem Satz kann man heraushören, hier spricht ein echter Fachmann. Für ihn ist kein Weg zu weit und keine Anstrengung zu groß. Einmal aus Prüm zur Wirsol Rhein-Neckar Arena in Sinsheim und zurück, von morgens 6 Uhr bis spät in der Nacht ist er per Zug 17 Stunden unterwegs, um für 90 Minuten seinen Lieblingsverein zu erleben.
Mit den Jahren wurde die Verbindung immer enger. 2015 machte der Prümer Gymnasiast ein Schülerpraktikum im Kinderzentrum der TSG im kleinen Dietmar-Hopp-Stadion in Hoffenheim, wo für den Club alles angefangen hatte. Mittlerweile ist er in den Ferien stets dabei und schläft sogar in der Anlage. Florian geradezu enthusiastisch: „Da werde ich morgens wach und schaue direkt aufs Spielfeld. Dieses Gefühl ist schon einmalig! Außerdem sind die Mitarbeiter auch sehr sympathisch.“
Auch die Seele und den Mäzen der Hoffenheimer Dietmar Hopp lernte er persönlich kennen und sah mittlerweile mit ihm zusammen auch viele Spiele. „Mein Freund Flo aus der Eifel“ stellt Hopp seinen Gast immer wieder vor. Der enge Kontakt zwischen den beiden „Fußballverrückten“ entstand aus einem Briefwechsel, der darin mündete, dass Florian mit seiner Familie zu einem Spiel ins Stadion eingeladen wurde. Florian bewundert geradezu, was Hopp alles für den Sport und sein soziales Engagement tut. Denn dafür wollte er ihm Anerkennung zollen, hatte aber nie damit gerechnet, dass daraus eine Freundschaft entsteht.
Florian wörtlich: „Es tut mir auch im Herzen weh, wenn Herr Hopp trotz seines soziales Engagements verhöhnt wird.“
Der Prümer Junge aus der 11. Klasse will nach dem Abitur Sportmanagement studieren – in Heidelberg etwa, wo man bekanntlich auch sein Herz verlieren kann und er es nicht so weit zu seinem Lieblingsclub hat. Dreimal darf man raten, wo dann seine berufliche Zukunft liegen könnte…
Es ist erstaunlich, wie sich die Hoffenheimer in ihrer fast zehnjährigen Bundesligageschichte halten konnten und als ehemaliger kleiner Dorfverein einen phantastischen Fußball spielen. Zurzeit steht der Verein hinter München und Leipzig auf dem beachtenswerten dritten Rang und hat berechtigte Hoffnungen, demnächst international dabei zu sein.

Heinz-Günter Boßmann

Mehr Fotos siehe www.pruem-aktuell.de

Titelseite Rhein-Neckar-Zeitung, 22.04.3017


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