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21.12.2016

Neue Studie zu entzündungsbedingten Depressionen

Trier (red) Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Sie gehen oft mit starken Einschränkungen in der Lebensqualität einher, fördern eine Reihe von weiteren Erkrankungen und verkürzen die Lebenszeit.

Eine antidepressive Behandlung scheint jedoch nicht bei allen Patienten Erfolge zu erzielen. Verschiedene Studien stützen die Hypothese, dass besonders bei therapieresistenten depressiven Patienten Entzündungsprozesse eine Ursache sein könnten. Bei einigen Studien zeigen sich bei depressiven Patienten erhöhte Konzentrationen von Entzündungsmarkern und eine hohe Komorbidität zwischen Depressionen und entzündlichen Erkrankungen. Diverse Faktoren, wie chronische Stressbelastung, aber auch prä- und postnataler sowie frühkindlicher Stress können Funktionsweisen des zentralen Nervensystems dauerhaft verändern und ebenso die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an einer Depression erhöhen.
Um diese Zusammenhänge zu untersuchen, analysierten Hannah Peter und Prof. Dr. Hellhammer vom Institut für Stressmedizin in Trier eine Studie mit insgesamt 558 ambulanten Patienten. Dabei erfassten sie mithilfe der Neuropattern™-Fragebögen den Unterschied hinsichtlich der Häufigkeit entzündlicher Erkrankungen und frühen Stressbelastungen zwischen depressiven und nicht-depressiven Patienten. Des Weiteren wurde untersucht, ob sich Auffälligkeiten depressiver Patienten mit wiederkehrenden Entzündungen gegenüber Patienten ohne diese auffinden ließen, um so Möglichkeiten für eine Früherkennung zu schaffen.

Hintergrund: Stress und Entzündung im Körper
Stress verändert wichtige physiologische Prozesse im menschlichen Körper. Chronische Stressbelastung, vor allem in der frühen Reifungsphase des Gehirns, begünstigt spätere entzündliche Erkrankungen im Erwachsenenalter. Die dann freigesetzten Botenstoffe des Immunsystems können nachhaltige Veränderungen des zentralen und peripheren Nervensystems bewirken. Sie verursachen u.a. die Aktivierung des Enzyms Indolamin-2,3-Dioxygenase, welches zu einem Serotoninmangel und somit charakteristischen Depressionssymptomen führen kann. Kynurenin, welches stattdessen produziert wird, wird zu neurotoxischer Chinolinsäure weiterverarbeitet, welche die Beeinträchtigung wichtiger kognitiver Funktionen bewirken kann. Auch eine dauerhafte Aktivierung der neuroendokriner Stresssysteme führt letztlich zu einer erhöhten Infektanfälligkeit. Verringert man die Konzentration dieser Botenstoffe, so können die genannten Effekte reduziert werden.

Ergebnisse und Fazit
Tatsächlich berichten Patienten mit rezidivierender Entzündung häufiger von chronischer, prä- und postnataler Stressbelastung. Die an rezidivierenden Entzündungen leidenden depressiven Patienten unterscheiden sich von depressiven Patienten ohne Entzündungen durch ein stärkeres Krankheitsgefühl, schlechtere Wundheilung und häufigere stressbezogene Infektionen. Sollte dieser Zusammenhang zwischen Stress, Entzündung und Depression bei therapieresistenten depressiven Patienten erkannt werden, könnte eine adäquate anti-entzündliche Therapie sinnvoll sein. Entsprechende Forschungsprojekte laufen bereits an verschiedenen Universitätskliniken. Eine direkte Messung wichtiger Stressmarker, vor allem die der proinflammatorischen Zytokinkonzentration, könnte in Zukunft die anamnestisch erfassten Daten unterstützen.

Referenz:
Peter, H. L., Hellhammer, D. H. (2016). Entzündungsbedingte Depression und assoziierte Risikofaktoren bei ambulanten Patienten. Verhaltenstherapie, 26, 263-269.

Presse Stresszentrum Trier - Juliane Hellhammer