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10.12.2016

Ehemaliger ostbelgischer Ministerpräsident Joseph Maraite gibt sein Amt als Bürgermeister ab - mit Fotogalerie

Burg Reuland/Eupen/Brüssel-B. (boß) Eine Ära geht zu Ende. Der Bürgermeister der ostbelgischen Gemeinde Burg Reuland, Joseph Maraite, wird am 30. Januar 2017 nach einem Bericht der Tageszeitung GrenzEcho von seinem Amt zurücktreten.

Nachfolgerin des 67-jährigen CSP-Politikers wird die Schöffin Marion Dhur, die am 31. Januar vereidigt und in ihr Amt eingeführt wird. Damit ist Marion Dhur die erste Frau, die in einer der neun Gemeinden der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens (DG) die Bürgermeisterschärpe trägt. Sie ist auch Mitglied des Parlamentes der Deutschsprachigen Gemeinschaft (PDG) in Eupen. Insofern eine steile Karriere in kurzer Zeit.
Damit nicht genug. Noch zwei weitere Frauen werden im Amt einer Schöffin – vergleichbar einer deutschen Beigeordneten – im Reuländer Kollegium kommunalpolitische Verantwortung übernehmen.
Einer der begehrtesten Junggesellen Ostbelgiens, wie Joseph einmal genannt wurde, steht seit 2003 an der Spitze der südlichsten und kleinsten Gemeinde der DG.
Der Vollblutpolitiker ist nach einer kurzen Tätigkeit als Lehrer seit 42 Jahren in der Politik aktiv. Über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde er als Gemeinschaftsminister (ab 1984) und von 1986 bis 1999 als Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Hier hat er sich insbesondere für die Autonomie der DG, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Rheinland-Pfalz, NRW und Luxemburg, die Zusammenführung der Großregionen sowie den Ausbau des Tourismus verdient gemacht.
Auch so wichtige Aufgaben wie Berater des ehemaligen belgischen Premierministers Wilfried Martens in den 70er und 80er Jahren sowie Mitglied und Vizepräsident des Parlaments der DG hatte er inne. In der Kommunalpolitik in Burg Reuland ist er in den verschiedensten Ämtern seit 33 Jahre tätig und will nach seinem Rückzug vorläufig noch im Gemeinderat beliben, um wichtige Projekte zu ende zu führen. 
Er ist wie kein anderer das prägendes Gesicht in der Fremdenverkehrsgemeinde im Ourtal. Maraite ist besonders wegen seiner hemdsärmeligen Art beliebt und war insbesondere an Karneval und bei Volksfesten ein gern gesehener Gast.
Von ihm stammt der oft zitierte Satz, dass die A60 auf deutscher Seite nicht in einer Sackgasse enden dürfe.  

Heinz-Günter Boßmann

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