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06.11.2016

Bericht 29.9.16 - Erholungsschwerpunkt „Schwarzer Mann“ bleibt unbebaut – insgesamt 14 Anlagen auf Teilflächen möglich - mit Leserbrief

Prüm/Gondenbrett (boß) Der Ratssaal in der Verbandsgemeindeverwaltung Prüm bis auf den letzten Platz besetzt, die Reden überwiegend vorgedruckt und die Abstimmung geheim durchgeführt.

Das klingt nach einem hochkarätigen und emotionalen Thema.
So trocken es auf der Tagesordnung aussah – 6. Fortschreibung des Flächennutzungsplans für den Bereich der Verbandsgemeinde Prüm, Teilbereich Windkraft auf dem Schneifelhöhenrücken – so emotionsgeladen waren die Diskussionen im Vorfeld und etwas abgeschwächt die Sitzung selbst.
Kurz das Ergebnis, welches mehrheitlich getragen wurde: Der Erholungsschwerpunkt Schwarzer Mann soll im Umkreis von zwei Kilometern frei von Windkraft bleiben. Auf Teilflächen - im Nordosten auf der ehemaligen Radarstation mit neun Anlagen und im Südwesten unterhalb des Funkturms in Richtung Buchet mit vier Anlagen - soll nun mit insgesamt 14 Windrädern weitergeplant werden. Die Fläche Radarstation sei ohnehin vorbelastet, so Bürgermeister Aloys Söhngen in seiner juristisch formulierten Rede. Söhngen weiter: „Die Alternative würde lauten ‚Wildwuchs“, da nach meinem Kenntnisstand bereits hunderte Vorverträge von Privatleuten mit Windkraftfirmen in den Schubladen liegen, und dies wollen wir verhindern. Diese Flächen würden alle wirksam, wenn kein Flächennutzungsplan zustandekommt.“
Die zur Abstimmung stehenden Planungsvorhaben hätten den Vorteil, dass der rund 15 Kilometer lange Schneifelrücken - von Brandscheid bis Ormont - mit seinem 700 Meter hohen Schwarzen Mann nicht zugebaut wird. Immerhin standen einmal 47 Windkrafträder in der öffentlichen Diskussion. Wirklich kein schöner Anblick aus Richtung Ostbelgien, NRW und dem Prümer Land.
Dennoch befürchtet die Bürgerinitiative „Gegenwind“ immer noch, dass die Landschaft durch die geplanten, bis zu 230 Meter hohen Windräder verschandelt wird und weniger Touristen in die Schneifel kommen, sowie geschützte Tiere wie Rotmilan und Schwarzstorch bedroht werden.
Bei der Abstimmung um die Verringerung der Schutzabstände zu Schwarzstorch- und Rotmilanhorsten auf 1.000 Meter und die beiden Sondergebiete für neue Anlagen ging es dann geheim aber auch deutlich zu. Ergebnis zugunsten der Beschlussvorlagen: 19 : 9 und 23 : 8 bei einigen Enthaltungen oder Ausschluss wegen persönlicher Betroffenheit.
Bei den Fraktionsreden konnte man aber den Trend CDU/Grüne „pro“ und SPD/FWG „kontra“ mit einigen Abweichlern heraushören, obwohl es nicht immer klar formuliert wurde. Aber auch Goethe war nach dem Motto „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“ immer wieder im Ratssaal präsent. Keiner will Atomkraft und jeder ist für alternative Energien. Aber nicht immer, überall und in großer Anzahl.
Und so könnte der ausgehandelte Kompromiss -  geordnetes und geplantes Vorgehen unter Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit und der Gesetze im Gegensatz zum Wildwuchs „Jeder plant für sich auf seiner geeigneten Fläche“ - den gordischen Knoten zerschlagen haben.
Im Ergebnis verbleiben in der gesamten Verbandsgemeinde Prüm 530 Hektar geplanter Sondergebiete für Windenergie, und das wäre ein Flächenanteil von 2,16%.
Nun bleibt zu hoffen, dass bis zur nächsten Sitzung am 5. Dezember alles in trockenen Tüchern ist, um das Werk für die Bürger offenzulegen und die Träger öffentlicher Belange zu beteiligen. „Vielleicht klappt’s dann“, so Söhngen abschließend hoffnungsfroh, „im Sommer 2017 einen gültigen Flächennutzungsplan vorliegen zu haben.“

Heinz-Günter Boßmann

Heute, 6.11.2016, schreibt uns input-aktuell-Leser Werner Schroth:
"In der Gemeinderatssitzung am 04.11.2016 hat der Ortsbürgermeister von Roth ausgeführt, Zitat „Windkraftgegner sind eine kriminelle Vereinigung“. Wie kommt gerade er dazu , wo in Roth doch seit Monaten die Windkraftgegner unter Diebstahl, mehrfacher Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch leiden  oder wo Bäume mit Vogelhorsten geschützter Arten gefällt werden. Muss man sich das bieten lassen, wenn man friedlich seine Meinung kundtut, niemanden beleidigt oder belästigt und die gesetzlichen Vorgaben einhält, oder befinden wir uns schon wieder in Zeiten einer Diktatur?"